Die Verzierungen von Schwertklingen im Mittelalter (vom späten 8. bis ins frühe 14. Jh.) sind kulturgeschichtlich hochinteressant (wenn auch für die Zwecke des historischen Fechtens natürlich irrelevant), nämlich weil wir hier eine “schriftliche” Überlieferung vor uns haben, die den sonst für diese Zeit gültigen Engpass der Überlieferung durch die schriftliche Tätigkeit an Klöstern umgeht. Insbesondere sehe ich in ihnen einen Spiegel des allmählichen Übergangs von heidnischer in christliche Tradition im Frühmittelalter, und das Weiterleben (bzw. die organische, ungezwungene Umdeutung) heidnischer Symbolik weit in das christliche Hochmittelalter.
Das Thema ist fast unüberschaubar, denn die Inschriften müssen zusammen mit den figürlichen Verzierungen betrachtet werden (es scheint so etwas wie eine Tradition gegeben zu haben, wohl seit der langwirksamen Mode der Ulfberht-Schwerter im 9. und 10. Jh., auf der “Vorderseite” der Klinge eine Inschrift und auf der Rückseite eine Verzierung anzubringen).Dazu kommt, dass von den tausenden der gefundenen Schwerter aus der erwähnten Periode von 600 Jahren viele nur fragmentarisch erhalten sind, und z.T. gerade die Klinge in sehr schlechtem Zustand ist, so dass eine allfällige Tauschierung nur teilweise erhalten blieb, oder überhaupt nur erahnt werden kann. Bis heute gibt es allem Anschein nach keine autoritative Behandlung des Themas, Wegeli (1904), die erste Arbeit zum Thema, ist nicht mehr als ein Anfang. Am umfassendsten wohl Geibig (1991), der sich sehr ausführlich mit den Inschriften auseinandersetzt, aber keine Vollständigkeit anstrebt, da seine Arbeit den Fokus auf der morphologischen Entwicklung des Schwerts hatte. Darüber hinaus ist man auf Einzelpublikationen zu Teilaspekten oder z.T. gar zu einzelnen Schwertern angewiesen. Einen Anfang zu einer noch zu leistenden Gesamtschau bilden vielleicht die Artikel von Wagner, Worley et al. (2009, 2013).
In der Typologie von Geibig (1991) lassen sich die Inschrift-Typen grob chronologisch wie folgt einordnen:
- rein geometrische Formen: durchgehend spätes 8. bis 13. Jh., allerdings mit einem “Unterbruch” zwischen c. 950-1050(?).
- Kurze Buchstabeninschriften: im späten 8. Jh.
- Ulfberht-Gruppe: c. 800-950
- Ingelrii-Gruppe: c. 950-1050
- Eisenspiralen: c. 850-950
- Einzelbuchstaben (Eisen): c. 950-1250
- Kruckenkreuz (Eisen): c. 950-1200
- Kruckenkreuz (Edelmetalle): c. 1050-1200
- “me fecit”: c. 950-1150
- unerklärte Inschriften (kleine Buchstaben): c. 1050-1200
- Balkenmuster (Eisen): c. 850-1200
- Balkenmuster (Edelmetalle): c. 1100-1200
- religiöse Symbolik: c. 1100-1200
- “Anagramme” (Palindrome?) (Eisen): c. 1050-1150
- “Anagramme” (Edelmetalle): c. 1050-1200
- Namensinschriften (Edelmetalle): c. 1000-1050
- Buchstabengruppen (Edelmetalle): 13. Jh.
- figürliche Darstellungen: 13. Jh.
- längere Texte: ab c. 1200
Frühe Inschriften
Die Tauschier-Technik (einhämmern von Drähten aus Kupfer, Messing, Silber oder Gold in Eisen) ist seit der Völkerwanderungszeit bekannt (z. B. Lanzenspitze von Nydam), eigentliche Klingeninschriften datieren erst auf das 9. (oder späte 8.?) Jh. (Schwert von Sæbø, Thames (Wandsworth) scramasax). Das Bedürfnis, Schwerter zu beschriften, ist schon zuvor (während der Völkerwanderung und der Merowingerzeit) deutlich, aber Inschriften werden am Gehilz oder am Mund- oder Ortblech angebracht.[ref]Vimose-Ortband 3. Jh.; Thorsberg-Ortband 3. Jh.; Ringschwert von Schretzheim 6. Jh., Schwertknauf von Gilton (Kent), c. 7. Jh., “buchstabenähnliche” Zeichen (Herstellermarken?) auf Klingen im 7. Jh. (Nördlingen, Rheinpfalz): Düwel (1994); noch um 1100: Runeninschrift auf dem Schwertgriff von Korsøygarden, Oldsaksamlingen (Oslo) 9981).[/ref]
Die früheste Gruppe von beschrifteten Schwertklingen sind die Ulfberht-Schwerter aus dem 9. und 10. Jh. (abgesehen von den genannten Einzelfunden mit “buchstabenähnlichen” Herstellermarken aus dem 7.-8. Jh.) Auf der Rückseite der Klinge findet sich jeweils ein geometrisches Muster; derartige und andere Muster werden in derselben Zeit auch häufig auf Klingen angebracht, die keine Inschrift tragen. Total sind um die 170 Ulfberht-Klingen erhalten.
Hochmittelalter
Offenbar in direkter Fortsetzung der fränkischen/karolingischen Tradition tragen viele ritterliche Schwerter aus dem Hochmittelalter Klingeninschriften. Die Ulfberht-Gruppe selbst enthält späte Beispiele, die in das 11. Jh. gehören. Eine geringere Zahl (etwa 17) Klingen aus etwas jüngerer Zeit (11.-12. Jh.) gehören zur Ingelrii-Gruppe.
+INGRLRII·MEFECIT+ (Sigridsholm), INGELRIH FECIT (Flemma), INGELRII (Thames, Teufelsmoor)
“Meister Gicelin“: IINOMINEDOMINI / CICELINMEFECIT (Shaftesbury), NNOMINEDO / GICELIMINE (Rådhus), GICELINM·FECIT
LEVTFRID (Witham, Kazan), vereinzelt auch andere Hersteller-Inschriften (BENNO ME FECIT, NISO ME FET, ATALBALD, BANTO, INNO).
Bei einem Ingelrii-Schwert (St. Omer nr. 1504) tritt zur Inschrift INGELRII auf der Rückseite HOMODEI, interpretiert im Zusammenhang mit den Kreuzzügen (Homo Dei als Bezechnung für Teilnehmer an einem Kreuzzug). Das Hervortreten deutlich religiöser Inschriften im 12. Jh. ist wohl auch im Zusammenhang mit den Kreuzzügen zu sehen. Viele Schwerter dieser Zeit sind beschriftet mit Varianten von In Nomine Domini.
“IN NOMINE” Inschriften sind oft kombiniert mit zusätzlichem “Text”, teilweise vom Typ “ME FECIT”. Auch typisch in dieser Zeit (oder eher im 13. Jh.?) sind “halbwegs” verständliche Inschriften mit erahnbaren Anklängen an religiöse Anrufungen oder Bibelverse.
In-Nomine-Gruppe:
NNOMNEDMN, NINOMINED, OIEDOMINI, INNIOINNEDIN, INPMPNC, IINBITTPINI (?)
NNOMINEDOMI, INIOMIINDII, INNOMINEDOMINO+
+INOMEDOMINI+
Benedictus-Gruppe: (Glosek und Kajzer 1977)
BENEDICT… / IFDNSDSN (Hedendorf, wurde auf das 8. Jh. datiert(!?))
BENEDICTUD DN / ?SGS…SQUIDO (Elvran)
BENE[DI]CTUS[DOM]INUS DEVSMEVS…VID… / ADPRELIOSETDIGITOSMEOS… (Paczkow)
+BENEDICATINIUSDICI.RA. ICNIUIOMUENIE…+ / +NIUSUSDICNIUSDIC. RADIXNIEITRAION..NE… (Levetzov)
+BENEDICAT+N.ISDOCATRA AO.N….ELVMI… / +N…IE…BEI.SMIE.DOC…A…CIUS.N+ (Liuksiala)
+Sc.S.BENEDIC.T(?)US: R(?)IXOEIMR(P?)AUL(?)V(U).S:E+ (Zbaszynskie)
I-I NOMINE DOM / SES BENEDICTVS (Fornham)
BENEDICTVSDNS / SESQVIDO (?Norwegen)
+BENEDICTUS · DEUS · M[E]US+ (Leipzig; Oakeshott 1960:221)
STSPETRNUS BENEDICATNTIUS ET MA T (Kopenhagen) (?CSTPETRVNS, +BENEDICATINIUSDICI RA ICNIUIOMUENIE+)
BENEDIC ATINT USRIC IUSRA / NUSMUSADPRELIUSMEUSRU (Schwert von Seewen)
Viele Schwertklingen aus dem Hochmittelalter sind mit Buchstabengruppen beschriftet, die sich fast jeder Inerpretation entziehen (natürlich wurden Interpretationen vorgebracht, oft nach akrophonischem Prinzip, aber der Interpretationsspielraum ist hier doch sehr gross).
Later in this [13th] century the sword inscriptions developed into long and apparently eaningless strings of letters, yet they too must have concealed invocations, religious or maybe cabalistic. (Oakeshott 1960:217)
Alternativ wurde auch die Vermutung geäussert, dass diese Inschriften schlicht uninterpretierbar seien, da von analphabetischen Handwerkern erstellt, also letztlich ungelehrte Imitationen bzw. Entstellungen von leserlichen Inschriften darstellen. Dennoch lassen sich solche Inschriften teilweise nach wiederkehrenden Buchstabengruppen einteilen, so Wegelis NED- und DIC- Gruppen. Es ist einfach, ziemlich jede Buchstabengruppe als Abkürzung plausibel zu machen, etwa NED für “Nomen Eternum Dei” und DIC für “Dominus Jesus Christus”, aber ebenso wurden für NED und DIC als Fragmente von beNEDICat erklärt. Dies scheint mir plausibler, denn die Gesamtschau der Inschriften hinterlässt schon den Eindruck, dass hier von Analphabeten aus dem optischen Gedächtnis Fragmente von erinnerten Inschriften nach Belieben mit zusätzlichen Buchstaben “aufgefüllt” wurden (und dies über Generationen, d.h. später konnten bereits “unverständliche” Inschriften weiter nach Gutdünken imitiert werden).
Als extremes Beispiel sei zur Illustration die Inschrift SIGVINAIS (SIGVINΛIS) angeführt (Prag, Militärmuseum inv. nr. 237), einerseits gelesen als Abkürzung für (S)ALVATOR (I)ESU (G)ENITRIX (V)IRGO (I)ESUS (N)OMINE (A)LTISSIMI (I)ESU (S)ALVATOR (Zagadki, Latinskikh Kleim na Mechakh IX-XIV, 1984, p. 118), andererseits (Wagner 1959) als Namensinschrift Sigewin (Sigvinius? Sigvinuis?) interpretiert (Name des Bischofs von Köln 1078-1089). [ref]Neben SIGVINAIS (Prag) steht noch +SIGVNIS+ (c. 1000[?!]) und scheinbar noch eine SIGNIVAIS Inschrift auf einem in Weissrussland gefundenen Schwert um 1300[!] (Rahatschou).
Was immer hier los ist, ich glaube auch nicht, dass das viel mit dem Bischof Sigewin zu tun hat.[/ref]
Es gibt natürlich eine (überblickbare) Anzahl von nomina sacra, die in der mittelalterlichen Schriftlichkeit gern und gängig abgekürzt werden, auf die sich die Verfechter akrophonischer Lesungen berufen können, ohne weiteres kann man hinter einem SCS ein Sanctus, oder auch mal hinter einem DN ein DOMINUS NOSTER sehen, aber das Gesamtbild der Inschriften ergibt doch derart deutlich ein Bild des Analphabetismus, dass abenteuerliche Versuche akrophonischer Lesungen wie der oben zitierte mmn. deutlich am Ziel vorbei schiessen.
Der Übergang von halbwegs verständlichen religiösen Abkürzungen zu völlig obskuren Buchstabenfolgen ist fliessend; BENEDOXOFTISSCSDRRISCDICECMTINIUSCSDNI / DIOXMTINIUSESDIOMTINIUSCSDICCCMTDICIIZISI (Alphen) enthält erkennbar “BENED[ictus/icat]” und SCS (sanctus) MTINIUS (Martinius?).
OXO/XOX (“refers to the Trinity“[?]): NDXOX, BENEDOXO (Alphen), NDXOXCHWDRGHDXORVI (Witham), O+O, +O+, +|||||||||||||O||||||||||||+
Wegeli: NED-Gruppe: NEDEHEREWEDENI , EMEDE, NEDRINFNSDRNFNCGDXOSANSDRIFNSDRIH, NEDRIATNGDRINFNRCGDRINCDRINFNSDRINEN, NEDROEDOIBCDID, NED…A…XCHERE
+NEDRC NEDRU SDRC NEDRU I+ (Altenesch / “Stedinger Kämpfe)
Wegeli: DIC-Gruppe: NNSDICNRCAESDICNESDICNNDIEDIE, NESDICNNNESDICOSNSDIGSNCNNLACN, DICNACNSN, NAGNDIGOE, NN DICOTACNNSDIEMD, MNSDICVANNNSG, NN DICNDI, INS DICI, RCANSDICAN, RCANSDICANS, DICNLACDICNLA, DICNLACDICLAE, NN DIC, NPATERFNFIDIC A TVIS, NS DICOLTNNSDIC
HEXFRHEXFRHEXFR
ANTANANTANANTAN (Canwick)
+IHININIhVILPIDHINIhVILPN+ (Pernik; nicht aus dem ” 8.Jh.”)
SINIXIXINIS, +X+, +LEU RIT, +NINI ININ+, +ED:NINI NI+, +DCSCRVOM EIAUSO, + S +, +NIISOSF ISOSF, AOBR+, +NIC’’DIOAGSDICNIEROHDI, NNNNN (A. Anteins, Im Ostbaltikum gefunde Schwerter mit damaszierten Klingen, Zeitschrift der Gesellschaft für historische Waffen- und Kostümkunde 2, 1966, 111-125)
Möglicherweise auf den Besitzer des Schwerts bezugnehmende Inschriften:
ERTISSDXCNERTISSDX (Karlstad, Wagner et al. (2009): an alternative reading ERICVSD(V)XCNERICVSD(V)X “Ericus, duke of Närke” would be possible)
?HENRICVSD(V)XCNERICVSD(V)X (Berlin, “W 897”; Lesung nach Erben 1918, Wegeli las ir ehr ich ner ich nehr ich ner ich; Post (1918): SDX-Gruppe, “(S)ANCTUS (D)OMINUS (X)RISTUS”.
SCSDXCEROXMATRCIIISSCSDXCERNISSCSDXMTOERISC / T A T A (Fyris sword UMF/B 74 Museum Gustavianum, Wagner et al. 2009)
Es gibt noch einige Darstellungen von Klingeninschriften in der mittelaltelichen Kunst (Miniaturmalerei und Bildhauerei). Solche Inschriften eher leserlich; vermutlich, weil die bildenden Künstler mit grösserer Wahrscheinlichkeit alphabetisiert waren als die Hersteller von Schwertklingen. Die Inschrift kann den dargestellten Besitzer identifizieren: So in Berlin, Staatsbibl., mgf 282 (c. 1220), Darstellung des Selbstmords der Dido: Didos Schwert trägt die Inschrift Dido. Entsprechend vielleicht das “Guido-Relief” im Grossmünster in Zürich (12. Jh.), die Klingeninschrift GVIDO mag den dargestellten (interliegenden) Kämpfer identifizieren.
Sensationell realistisch sind die Darstellungen der Schwerttauschierungen auf dem Tragaltar von Rogerus von Helmarshausen (12. Jh.) mit geometrischen Verzierungen und kurzen Inschriften wie O+O die wir auch aus der Realität kennen. Aus dem frühen 14. Jh. eine Darstellung von Willem Wenemaer, auf dessen Schwert die Inschrift: HORREBANT DUDUM REPROBI ME CERNERE NUDUM (“Es zitterten [um des Reimes willen: einst/kürzlich] die Falschen, wenn sie mich [d.i. das Schwert] entblösst sahen”).
Spätmittelalter und Renaissance
Ein seltenes bzw. einmaliges Beispiel einer deutschen Inschrift aus dem 13. Jh. ist auf dem Schwert des Reichschenken Conrad von Winterstetten (Dresden): CHVNRAT · VIL · VERDER · SHENKE / HIE · BI · OV · MIN · GEDENKE / VON · VINTERSTETEN · HOHGEMUT / LA · GANZ · DEHAINE · IISEN HUT· (etwa “Konrad, viel werter Schenke / hie bei du mein gedenke / von Winterstetten hochgemut/ lass ganz keinen Eisenhut”; dazu Forrer (1905): “Das Schwert [… ist] im XIV. Jahrhundert noch mehr Hieb- als Stosswaffe. Wie ehedem Brünnen, ist jetzt seine vornehmste Aufgabe das Durchhauen der Plattenpanzer und Eisenhüte.”) Dies stellt sozusagen den Beginn “moderner” Inschriften dar, die von schreibkundigen Leuten verfasst werden, ein Bruch mit der Tradition der “Buchstabensalat”-Inschriften, der sich im Spätmittelalter immer mehr durchsetzt.
Zu Beginn des 14. Jh. scheinen die Inschriften wieder verständlicher zu werden, zumindest teilweise mit erkennbaren lateinischen Versatzstücken. Erst im 15. Jh. bricht die Tradition der “unverständlichen” Inschriften ab, und wo nun Klingeninschriften (meist auf Prunk- oder Zeremonienschwertern) angebracht werden, sind sie in korrektem Latein oder Deutsch.
Wegeli liest zudem auf einem Schwert aus Düsseldorf (“um 1300”) die exzeptionelle lateinische Inschrift (auf der Photographie kaum zu verifizieren): Qui falsitate vivit animam occidit. Falsus in ore, caret honore. / Qui est hilaris dator, hunc amat Salvator. Omnis avarus, nulli est carus. Sollte diese Inschrift (und nicht nur die Klinge) wirklich aus dem frühen 14. Jh. stammen, so war sie ihrer Zeit um mehr als ein Jahrhundert voraus. Wegeli hat eine Fotografie der Klinge, die eine längere Inschrift in zierlichen Buchstaben erkennen lässt. Der weitere Verbleib dieses Schwerts ist mir völlig unklar. Die Inschrift wird kaum je mehr erwähnt. Das Schwert hat keine Inverntarnummer, es ist “in den Sammlungen des Düsseldorfer Kunstgewerbemuseums vertreten” (Wegeli). Grünzweig (2009) bringt es noch fertig, von “dem Schwert im Düsseldorfer Kunstgewerbemuseum” zu reden, obwohl dieses Museum schon 1979 abgerissen wurde.
Nach 1400 verschwinden die Klingeninschriften nicht, vielmehr können nun fast beliebige Verzierungen auf den Klingen von Kunstschwertern angebracht werden (durch Ätztechniken und nicht mehr durch Einhämmern von Metalldrähten). Dennoch ist nun das Ende der Geschichte des “ritterlichen” Kampfschwerts erreicht, und damit der zugehörigen Tradition von Inschriften. Das Prunkschwert Kaiser Maximilians von Hans Sumersperger (um 1496) hat eine über und über goldverzierte Klinge, mit der Inschrift: HILF HEILIGERR RITTER S SANNDT JORRG HILF VN(S) MARIIA HILLF AVS MAISTER (HAN)NS VON H(ALL) / HILLF MARIA MVETER RAINE MAIDT MICH PEHVDT VOR L(EID) HILF RITER SAN IORG. Bemerkenswert ist vielleicht noch die Wiederbelebung der “me fecit” Formel 1571 als Markenzeichen der Messerschmiede-Zunft in Solingen (graviert, nicht tauschiert). Das sog. Schwert Kaiser Karls V. von Johannes Wundes aus Solingen (um 1600) hat ein geäztes Portraitmedallion und andere Darstellungen auf der Klinge, die zugehörigen Inschriften sind hier nur noch Nebensache. Gravierte Inschriften bleiben bis in die Moderne auch auf Gebrauchswaffen üblich, vermutlich in ungebrochener Tradition bis zu den heutigen Gravuren auf Taschenmessern oder Handfeuerwaffen.
Literatur
Rudolf Wegeli, Inschriften auf mittelalterlichen Schwertklingen, Leipzig (1904).
Ewart Oakeshott, ‘Beati Omnipotensque Angeli Christi’, Park Lane Arms Fair Catalogue 3 (1986) 5-15 (Appendix B in Records of the Medieval Sword, 1991).
Ewart Oakeshott, The Archaeology of Weapons (1960), “Sword Types and Blade Inscriptions 1100-1325”, 200-223.
Alfred Geibig, Beiträge zur morphologischen Entwicklung des Schwertes im Mittelalter: Eine Analyse (1991).
T. Wagner, J. Worley, A. Holst Blennow, G. Beckholmen, “Medieval Christian invocation inscriptions of sword blades”, Waffen- und Kostümkunde 51(1), 2009, 11–52.
J. Worley, T. Wagner, “How to make swords talk: an interdisciplinary approach to understanding medieval swords and their inscriptions”, Waffen- und Kostümkunde 55(2), 2013, 113–132.
M. Glosek und L. Kajzer, “Zu den mittelalterlichen Schwertern der Benedictusgruppe”, Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde 19 (1977), 117–129.
P. Post, “Enricus dux?”, Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde 8 (1918-1920), 246–250.
P. Post, “Ein Inschriftenschwert des 13. Jahrhunderts aus den Stedinger Kämpfen”, Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde 11 (1926-1928), 220-221.
W. M. Schmid, “Beiträge zur Geschichte der Schwertmarkierung”, Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde 8 (1918-1920), 244–246.