Schwert von Seewen

Das “Schwert von Seewen” wurde 1963 bei Baggerarbeiten in der Nähe von Seewen SZ entdeckt.

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Gesamtlänge: 117,4 cm,
Klingenlänge:101 cm,
Klingenbreite oben: 5,5 cm,
Klingenbreite unten (3 cm über dem Ort) 2,3 cm
Parierbalkenlänge 16,3 cm, Höhe 1,4 cm, Breite 0,8 cm,
Knaufhöhe 5,5 cm, Breite 5,3 cm, Dicke in der Mitte 3,2 cm, Dicke am Rand 2 cm.

Die Klinge hat eine überdurchschnittliche Länge, besonders im Vergleich zur Grifflänge: Vergleichbare Schwerter (mit einhändigem Griff, etwa 10 cm) haben meist eine Klingenlänge von etwa 85 cm, selten etwas über 90 cm. Trotz dem eher massigen Scheibenknauf dürfte der Schwerpunkt weit vorne liegen. Die Hohlkehle verläuft entlang fast drei Viertel der Klingenlänge. Der Scheibenknauf und die einfache, aber leicht gebogene Parierstange deuten auf das späte 13. oder frühe 14. Jh.

Eine Besonderheit ist die mit Silberdraht tauschierte Klingeninschrift. Die Form der romanisch-gotischen Majuskeln dürfte mit einer Datierung um 1300 kompatibel sein. Die Inschrift hat “magischen” Charakter, sie beruht wohl auf einer lateinischen Segnung, wurde aber “vom schreib- und leseunkundigen Schmied überhaupt nicht verstanden und zum Teil aus Platz- und Kompositionsgründen zerhackt und verstümmelt”:

+BENEDIC ATINT USRIC IUSRA+
+NUSMUSADPRELIUSMEUSRU+

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Dies ist ein Anklang an Psalm 143 (David adversus Goliath), Benedictus Dominus meus, qui docet manus meas ad proelium, et digitos meos ad bellum.

Add_MS_24686_17r_detailDarstellungen von David als “christlichem” Ritter im Kampf gegen den “heidnischen” Riesen Goliath aus dieser Zeit sind geläufig; hier ein Beispiel aus dem Alphonso Psalter (BL Add Ms. 24686, vor 1316, fol. 17r; beachte das zweihändig geführte “Langschwert”).

Es sind andere Inschriften auf mittelalterlichen Schwertern bekannt, die diesen Bibelvers enthalten, am bekanntesten das Reichsschwert (Mauritiusschwert) in Wien, dessen Knauf die Inschrift trägt
BENEDICTVS · DO[minv]S DE[v]S QVI DOCET MANV[s]+
Ein Schwert, das in der städtischen Bibliothek Leipzig aufbewahrt wird, hat eine messingtauschierte Klingeninschrift BENEDICTUS DEUS MEUS.

Hugo Schneider, “Schwert und Dolch aus der Zeit der Schlacht am Morgarten, 1315”, Mitteilungen des historischen Vereins des Kantons Schwyz 57 (1964).