Paulus Hector Mair lebte 1517-1579. Er war Schreiber im Dienst der Stadt Augsburg, ab 1541 auch Stadtkassierer, und ab 1545 auch Proviantmeister. Er sammelte alte Waffen und Fechtbücher, z.B. kaufte er drei Handschriften Jörg Wilhalms (1544, 1552 und 1561), und den Codex Wallerstein (1556), und kam schliesslich auf den Gedanken, die “Feinheit der Lehre” in einem neuen, alle bisherigen übertreffenden Kompendium festzuhalten. Dazu warb er zwei erfahrene Fechter an, die alle ihm bekannten Techniken nachprüfen und verfeinern mussten, bis sie in perfektionierter Form abgemalt werden konnten. Dieses Unternehmen erwies sich als enorm aufwendig, und er gab dafür den grössten Teil des Vermögens und Einkommens seiner Familie aus. Als Maler engagierte er Jörg Breu den Jüngeren, dessen Anwesenheit in Augsburg ab 1543 gesichert ist. Mair war eine bekannte Figur in Augsburg, und gab aufwendige Feste und Empfänge, zum Teil finanziert durch Unterschlagungen aus der Stadtkasse. Entdeckt wurden diese nach einem Streit mit einem Amtsgehilfen, nach welchem die Bücher überprüft wurden, und 1579 wurde er, 62jährig, als Dieb gehängt. Drei Versionen seines Kompendiums sind erhalten, alle in zwei Bänden; eine lateinische Version, eine deutsche Version, und eine synoptisch lateinisch-deutsche. Alle drei entstanden nach 1542, wahrscheinlich ab 1543 oder 1544, für welche Jahre die Anwesenheit Jörg Breus in Augsburg gesichert ist.
- Wien (W; Hils 51., p. 127) Österreichische Nationalbibliothek Wien, cod. Vindob. 10825/26, lateinisch-deutsch, 270+343 Blätter.
- Dresden (D; Hils 15., p. 50) Sächsische Landesbibliothek Dresden, Mscr. Dresd. C 93/94, nach 1542, zweibändiges Kompendium, 244+328 Blätter, deutsch.
- München (M; Hils 34., p. 92) Bayerische Staatsbibliothek München cod. icon 393, 1: 309 + 2:303 Blätter, lateinisch. Die reichhaltigste und aufwendigste Sammlung Mairs, geschrieben von einem Zierschreiber und in einem prächtigen Ledereinband gebunden. 1567 vom Herzog Albrecht von Bayern für (die enorme Summe von) 800 Gulden (20 kg Gold, heute in der Grössenordnung einer halben Million Euro) aufgekauft.
Ausserdem erhalten ist eine kürzere, spätere Handschrift, angefertigt nach Aufzeichnungen des Anthon Rast, die Mair 1552 erworben hatte. Rast (gest. 1549) war Schwertfeger in Nürnberg, und wahrscheinlich identisch mit einem 1522 erwähnten Hauptmann der Marx-Brüder (Hils 1., p. 24; Augsburg, Stadtarchiv, Schätze B2 Reichsstadt, 1553, 110 Blätter, illustriert vom Maler Heinrich Vogtherr).
Die Paginierung orientiert sich an W. Die Transkription gibt ebenfalls die Orthographie von W wieder, Abweichungen von D werden aber nach Möglichkeit berücksichtigt.
- Band I
- Praefatio in Athleticam [1r]
- Vorred [5r]
- Register [15r]
- Langschwert, 136 Bilder [1r]
- Zettel des Langschwerts [71r]
- Brevis habitum Ensis longioris expositio [92r]
- Dusegg, 44 Bilder [97r]
- Zettel des Duseggenfechtens [120r]
- exercendi Athleticam [149r]
- Stange [154r]
- Langspiess, 12 Bilder [166-171]
- Halbarte [173r]
- Sichel [182r]
- Dolch [190r]
- Zettel zum Dolchfechten [225r]
- Instructio [251r]
- Band II
- Ringen, 168 Bilder [1r]
- Zettel zum Ringen [86r]
- vermischte Stücke, 72 Bilder [110r]
- Zettel, Text über die Turniere zu Magdeburg und Worms, mit Kampfregeln [157r]
- Kampfregeln [182r]
- Fusskampf im Harnisch, 102 Bilder [206r]
- Zettel zum Harnischfechten [258r
- Rosskampf im Harnisch, 76 Bilder [280r]
- Zettel zum Rosskampf im Harnisch [319r]
- Weblinks