Det Kongelige Bibliotek, Kopenhagen, Thott 290 2o (1459, Hils nr. 27.)
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Talhofers Fechtbuch von 1459, auch bekannt als “Alte Armatur und Ringkunst”. Neben dem eigentlichen Fechtbuch enthält die Hs. eine deutsche Version von Kyesers Bellifortis, eine Planetenkinderlehre, eine anatomische Abhandlung, einen “Bilderkatalog” zu verschiedenen Themen, sowie Schreibübungen mit dem hebräischen Alphabet und den arabischen Ziffern. Das hebr. Alphabet wird als “Geheimschrift” verstanden, und auf fol. 149v findet sich ein zusätzliches “Kolophon”
איטם הנש טלהפר קלש פףליגר מיכיל רוטווילר
“Item Hans Talhofer, Clauß Pflieger, Michel Rotwyler”
(Rotwyler signiert mehrmals als Schreiber; Pflieger ist sonst nicht genannt, möglicherweise ist er der Zeichner?)
Der Titel “Alte Armatur und Ringkunst” stammt von einem Einlegezettel in Kurrentschrift (möglicherweise noch in der Hand des ehemaligen Besitzers F. A. Reinboth), Maister Hanns Talhofers alte teutsche Armatur und Ringkunst.
Der Verbleib der Hs. im 16. Jh. ist unbekannt. Der erste bekannte Besitzer (nach Talhofer) war Johann Burchard May (1652-1726). May war bis 1688 Bibliothekar in Durlach (Schwaben), und ab 1693 Professor für Rhetorik und Geschichte in Kiel. In Mays Nachlass wurde die Hs. als Nr. 30 geführt (Cataolog. Biblioth. B. Maii Append. II. MSCT Nr. 30).
Im Druck wird die Hs. zuerst 1754 von Johann Carl Heinrich Dreyer beschrieben, in dessen Sammlung vermischter Abhandlungen zur Erläuterung der teutschen Rechte und Alterthümer (Teil 1, S. 148ff.).
Dreyer nennt sie “eine seltene Handschrift eines alten mit Figuren ausgezierten Kampfrechtes, die den wenigsten bekannt gewesen, und gleichwohl verdienet, daß sie der Vergessenheit entrissen werde.” Dreyer hat eine Abschrift des Textes, die er “der Güte des seel. Königl. Dänischen Herrn Statsraths Reinbothen“ [“Joh. Adolph Reinboth” =(sic!) Friedrich Adolph Reinboth, 1682-1479] verdankt, offenbar war die Hs. zu diesem Zeitpunkt bereits in Dänemark (bzw. Schleswig); Dreyer weiss, dass die Hs. im Besitz von May war; weiter berichtet er: “Und wie man zuverlässig vernimmt, so hat der grosse Eugenius selbe an. 1727. aus dem öffentlichen Verkauf der Mayschen Bücher für ein Ansehnliches erstanden.” Gemeint ist vermutl. Eugen von Savoyen (1663-1736).
Die Hs. wäre demnach um 1740 von Reinboth aus dem Nachlass von Eugen von Savoyen (versteigert durch dessen Nichte Anna Viktoria) erworben worden. Reinboth hatte eine Sammlung von etwa 250 alten Handschriften, die 1751 versteigert wurde (danske bogauktioner); die Hs. wurde vermutl. dann von Otto Thott aufgekauft, und ging nach dessen Tod 1785 schliesslich an die Königl. Bibliothek.
Die Hs. wurde gerne verwechselt mit dem “Ambraser Codex” (Kunsthistorisches Museum Wien, KK5342, olim Cod. Ambras 55). Dies geht vermutl. zurück auf einen Fehler von Ukert (1835), der die Hs. nur nach Dreyer (1754) zitiert, sie aber irrtümlich als “eine Wiener Handschrift” bezeichnet. Zudem (möglicherweise beeinflusst von Ukert) druckte Hergsell 1887 die Wiener Hs. als Faksimile unter dem irrtümlichen/irreführenden Titel Talhoffers Fechtbuch (Ambraner Codex) aus dem Jahre 1459.
[toc]
Zettel
- Zorn ort der brust zu bort
- zu baiden siten uber schiessen
- wecker wil stan
- tribern strichen wil gan
- In der rosen im rädlin
- zuck die treffen git guote sinn
- krump how dem muol zu
- Im eyn flechten hab nit ruo
- Im krieg so machstu griffen
- ochß pflug Darinn du nit wyche
- Mit dem reiß ort schertz
- Im schrack ort hab ain hertz
- Im ysen ort verwend
- aim biffler tue fälen biß behend
- Ekomen nach reissen ist der sitt
- Schnellen uber louffen und den schnit
- Daz ist ain gemaine lere
- Daran dich kere
- Daz tund die wysen
- Die kunst kunden brysen
- Wiltu dich kunst fräwen
- So lern die toplirten höwe
-
Diese Verse verwenden Liechtenauersche Terminologie, sind aber scheinbar Talhoffers eigene. Zu bemerken ist, dass Talhoffer 1443 noch explizit von meister Liechtenawers chunst desz lengen swerts spricht, während nun der Name des Altmeisters unerwähnt bleibt. 1443 werden ausschliesslich Verse Liechtenauers zitiert, die nun hier zum Teil umgeordnet mit eigenen Versen und z.T. auch ganz eigener Terminologie ergänzt werden. Begriffe Liechtenauers sind: Zucken, Krumphau, Krieg, Ochs, Pflug, Fehler, Nachreisen, Überlaufen, Duplieren. “Zornort” bei Sigmund Ringeck 58r, auch 1467 (3, 4). Erstmals in diesem Manuskript erscheinen Überschiessen, Wecker, Treiber(?), Einflechten, “Rose im Rädlein” (sonst nur bei den späteren Egenolph, Mair, Meyer; mag dem Liechtenauerschen “Pfauenzagel” entsprechen), Reissort, Schrankort (auch 1467 (4, 18); vgl. die Schrankhut der “anderen Meister” von 3227a 44v), Eisenort (viell. die Eiserne Pforte der “anderen Meister”).
- wer nach gaut slechten höwen
- Der mag sich kunst wenig fröwen
-
3227a 18v (Ringeck 13r, Danzig 3v)
- Auch so sind vier leger
- Die soltu mercken eben
- tuo Darin nit starck vallen
- oder er laut darüber schallen
- wa man dir anbind wil
- So wind die kurtz schnid für
1v Beschliessung der höw
- Wiltu daz dirß fechten glück
- bïß frisch verhalt nit lang die stück
- Darzuo hypschlich lachen
- und die ernstlichen machen
- Daz trow im Schwert
- Die der talhofer lert
- Im Schwert soltu nyemen trowen noch gelouben
- So rint dir daz blut nit uber die ougen etc.
Jtem die Sloß der rechten kunst nach dem alß die maister Die abgetailt hand von genähe wegen daz ouch billich zu behaltent ist wen diß ist der recht grunde. Jtem zu dem ersten wenn du in ernst mit ainem fechten wilt, so luog wie du mit im abredst und uff wolche stund. Nach dem so richt dich nach notturft mit allem züg, und daz tuo selber haimlich und sag nymant waß du im sinn habest oder tun wöllest, wenn die welt ist also valsch. Und richt diu hentschuch nach deim vortail mit allem züg, Schwert und wameß, hosen, und waß du den bruchen wilt. Und merck aber wie du mit im abredst, dann darby wirt eß beliben, wan daz schwert hat sunst kain recht, dann daz es aigner und fryer will ist. Item wen du in den schrancken kumpst und an gan wilt, so lauß yederman sagen und tun waß er wöll, und sich nit hindersich, und hab den ernst im sinn. Und waß er mit dir red, da ker dich nit an, und ficht ernstlich für dich daz, und lauß im kain ruo, und trou und folg der kunst. Furcht nit sine sleg, und wil er ernstlich an dich, zuck innß treffen dz ?ich
-
Ähnliche Ratschläge werden unten 10r wiederholt. Der Sinn von ernst, ernstlich ist noch auf “Ernstkampf” (im Gegensatz zu schimpf oder spil) beschränkt.
How wider fröhlich daran / spricht Hanß talhofer der guot man. Daz muß er für die warhait jehen / Wann eß ist im ouch wol eben dick und offt beschehen –
-
“‘Hau dagegen und fröhlich drauf, so spricht Hans Talhoffer, der gute Mann: Das muss er als die Wahrheit aussagen, denn es ist ihm auch schon “dick und oft” geschehen (wohl, dass er sich selber in solchen Zweikampf-Situationen bewähren musste)”
2r Hie lert der talhofer ain gemaine ler in dem langen Schwert von der zetel etc.
- Wiltu kunst schowen
- So vicht gelingg gen recht mit howen
- und lingt gen Rechten
- Ist daz du starck wilt fechten
- wer nach gaut slechten höwen
- Der tarff sich kunst wenig fröwen
- How nahnt waß du wilt
- lauß kain wechsel an din schilt
- zu dem koppf und zu dem lib
- Die zick ruorn ouch nit vermyd
- Nun ficht wyt mit gantzen liben
- waß du starck wollest triben
- Nun merck aber furbaß
- und verstand ouch gar rechte daz
- ficht nit obnen lingg so recht bist
- far nach zwayen ding
- sind aller kunst ain ursprung
- Din schwöch und din sterck
- Din arbait darby eben merck
- So machstu lern
- Mit fechten dich erwern
- wer also erschricket gern
- Der sol kain fechten nymen lern
-
3227a 18v
- Der höw sind fünff und haissent funff focal
- Die lern recht und mercks fürwär
- und dar von komet unß der rechte grund
- Daz ist lützeln fechtern kund
-
Talhoffers eigener Vers auf Liechtenauers “fünf verborgene Häue”. Weshalb sie focal heissen, ist unklar, zumal ein Reim auf fürwär erwartet würde.
2v Die tailung der kunst nach dem text den nähsten weg zuo dem mann zuo schlahen oder zuo stossen
- Zorn how du krump wer
- how schihler mit schaitler
- aulber versetzt
- nachraissen höw letzt
- überlouffen bind wol an
- nit stand luog waß er kan
- Durchwechsel zuck
- Durchlouff hendtruck
- wind in die blössin
- Slachfach straich stich mit stössen
-
3227a 23r; überlouffen … waß er kan ist Talhoffers Vers.
Das ist vo dem zornhow der underschid
- wer dier Oberhowt
- zorn how ortt dem trowt
- und wirt erß gewar
- Nymß obnen ab vnd folfar
- biß stercker wind wÿder
- stich sicht erß // so nymß nider
- Daz also eben merck
- Ob sin leger sy waich oder hört
- Jn dem far nach
- hört an krieg sy dir nit gauch
- waß der krieg rempt
- Der wirt obnen nider geschempt
- Du machst in allen hewen winden
- Im how ler stich vinden
- ouch soltu Mit
- Mercken stich oder schnit
- In allen treffen
- wiltu den maister effen
-
3227a 23r. Talhoffers Du machst in allen hewen winden / Im how ler stich vinden entspricht Liechtenauers In allen winden / hewe stiche snete lere finden (Ringeck 22r In allen winden hew, stich recht lern finden, Danzig 14v In allen winden haw stich snyt lere vinden), der Vers wird also uminterpretiert von “In allen Winden, finde Hau, Stich oder Schnitt (die “drei Wunder”) zu “Aus allen Häuen kommst du ins Winden. Im Hau, lerne den Stich finden (Mutieren)”.
von den vir plößen
- vier plöß wisse
- Der hab acht so schlechtu gewisse
- nit slach ungefar
- lug eben wie er gebar
-
3227a 25r, auch uminterpretiert: Liechtnauer hat Vier bloessen wisse remen: zo slestu gewisse, an alle var; an zweifel wy her gebar, d.h. man soll sich beim Zufechten für eine Blösse entscheiden, und dann nicht mehr auf die gegnerische Reaktion achthaben. Talhoffer sagt im Gegenteil, man solle “nicht von ungefähr schlagen, sondern erst schauen, wie er sich gebärdet”. In der Sache nicht widersprüchlich, aber die Aussage des Lehrverses wurde umgekehrt.
Die vier plöß brechen
- wiltu dich rechen
- Die vier ploß künstlich brechen
- obnen toplir
- unden recht mutir
-
3227a 25r
- So sag ich ouch dier fürbaß
- stand vest und biß nit laß
- und erschrick ab kainen man
- stand und sich in ernstlich an
-
Talhoffers Verse. Die Ermunterung zu Entschlossenheit “sieh ihn ernstlich (streitbar, kampfbereit} an” ist ein Hauptthema Talhoffers (vgl. Hull: “fight earnestly”). Schon Liechtenauer hat dieses psychologische Element, man solle an alle vorchte fechten, doch Talhoffer bestätigt das ganz offenbar aus eigener Überzeugung und nicht einfach als Wiedergabe von Angelerntem.
- hastuß denn recht vernomen
- zuo dem slag mag er nit kumen
-
3227a 37r.
- von krumm // wiedre schnyd da kumm
- Werff. krum uff sin hende
- Slach den ort nach sinr lende
- und darby wol versetz
- Mit schaitler vil höw letst
- how uff sin fleche
- so tuostu in schwechen
- wenn eß knilt obnen
- So nym ab Daz wil ich loben
- und wer krum zu dir how
- Durch wechsel du in schow
- wil er Dich Irren
- Der krieg in verfieret
- Daz er nit nympt war
- wa er ist ungefar
-
3227a 25v. Die “Lende” ist von Talhoffer.
3v Die tailung der kunst nach dem text den rechten weg und die uß richtung der zwierhin
- Die zwierh benympt
- waß von dem tag her kympt
- und die zwierh mit der stercke
- Din arbait darby mercke
- zwierh zuo dem pfluog
- zuo dem ochsen hart gefuog
- waß sich wol zwircht mit springen
- Dem mag ouch gar wol gelingen
- Den fälar darmit fiern
- unden uff mit wunsch her rieren
- verkere mit zwingen
- Durch louff ouch mit ringen
-
3227a 27r
- Den elenbog nym in der wäug
- und mach den fäler nit träg
- zwifachß fürbaß
- schnid lingg yn und biß nit laß
Daz ist die uß richtung von der schillherin
- Schylher ain bricht
- waß püfler schlecht oder sticht
- wer von wechselhow drowt
- Schilher daruß in beroubt
- Schlecht er kurtz und ist dir gran
- Durchwechsel so gesigest im an
- Schilh zu dem ortte
- Nym den halß ane forchte
- Schilh zu der obern schaittel
- Schlach starck wil er din baitten
-
3227a 28v
- So machst du in wol betöwben
- Die faller in kunst berowben
Daz ist von dem schaittler Die ussrichtung etc.
- Der schaittler dem anttlüt ist gefar
- Mit siner kur
- Der prust vast gefar
- waß vom im da kumpt
- Die kron daz ab nympt
- Schnyd durch die kron
- So brichstu sie gar schon
- Die straich truck
- Mit schniden ab zuck
-
3227a 30r
von den vier leger
- Vier lege alain
- Davon halt und flüch die gemain
- ochß pfluog aulber
- vom tag sindz dir nit unmer
-
3227a 32r
von den vir versetzen
- vier sind versetzen
- die die leger ouch ser letzen
- vor versetzen hiet dich
- gschichtz dir nott eß miet dich
- ob dir versetzt ist
- wie daz dar komen ist
- So merck waß ich dir raute
- strych ab haw schnell und draute
- setz an vier enden an
- blyb stan und besicht den man
-
3227a 32v. blyb stan und besicht den man ist ohne Vorbild und deutet wieder auf ein “vorsichtigeres” Fechten Talhoffers.
4v Daz ist von dem nach raisen
- Nach raisen lere
- verhow Dich nit zusere
- Sin höw recht vernymmp
- Din arbaitt dar nach beginn
- und brüff sin geferte
- ob sie syent waich oder hörte
- und lerne in daß
- Den alten schnit mit macht
-
3227a 33r. Zwei Halbverse wurden ausgelassen: Das fuelen lere / Indes / das wort sneidet sere / Reisen czwefache / den alden snet mete mache; den alten schnit mit macht alleine ergibt keinen Sinn.
von dem überlouffen
- wer des lybß unden cemet
- Den uber louff der wirt obnen nider geschemet
- wenn eß plitzt oben
- sterck eß daz ger ich lobn
- und din arbaitt mache
- oder truck eß zwifache
-
3227a 33v
vom absetzen
- kanstu die rechtn absetzen
- all höw und stich sie dir letzen
- der uff dich sticht
- driff den ort daz im bricht
- von baiden sitten
- triff allemal darzu schritten
-
3227a 34r
vom Durch wechsel
- Durchwechsel lere
- von baiden siten stich nit sere
- Der uff dich bindet
- Durch wechsel in schier findet
vom zucken alle treffen
- tuo nahet eyn binden
- Die zucken gend gut finde
- zuck trift erß tzuck mer
- arbait er find in dut im we
- zuck alle treffen
- den maistern wiltu sie effen
-
3227a 35r
vom durch louff
- Durch louff lauß hengen
- Mit dem knopf griff wilt ringen
- wer gegen die stercke
- durch louff damit mercke
-
3227a 35v
vom abschniden
- Schnid ab die hörte
- von unden in baiden geferte
- vier sind der schnit
- zwen unden zwen obnen mit
-
3227a 36r
vom hennd trucken
- Din schnyd ver wende
- in die zwierh gar behende
-
3227a 36v
- und gang nach an den man
- stoss mit dem ghiltz schon
- wiltu denn nit schallen
- so hastu zway eynfallen
-
Talhoffers Verse.
von den zwain hengen
- wer dir zestarck welle sin
- heng fall im oben eyn
- zwey hengen werden
- uß ainer hand von der erden
- Doch in allem geferte
- So machstu sin waich oder hörte
von sprech venster
- Sprechfenster mache
- stand frolich besich für sache
- wer sich var dir zühet abe
- Slah uff in Daz eß schnape
- luog und schüch kain man
- eß schatt nit waß er kan
- hastuß recht vernomen
- zu dem slag lauß in nit komen
-
3227a 37r. wer dir zestarck welle sin / heng fall im oben eyn und luog und schüch kain man / eß schatt nit waß er kan sind Talhoffers Verse.
Die besliessung der zetel
- wer wol bricht
- und endlich gar bericht
- und brichz besunder
- Jeglichß in drü winden
- wer wol hengt
- und winden dar mit bringt
- und wint mit achte
- mit rechter betrachte
- Darmit ir aine
- Die winden selbdritt ich maine
- so sind ir zwaintzig
- und vier zel sie aintzig
- von baiden siten
- Acht winden mit schriten
- spricht hannß talhofer
- got lauß unnß aller schwer
-
3227a 39v, mit eigenen Versen.
Kampf
8r hie vint man geschriben von dem kempfen
Item wie daz nun sy daz die die decretaleß kempf verbieten, So hat doch die gewonhait herbracht von kaisern und künigen fürsten und hern noch gestatten und kempfen laussen, und darzu glichen schierm gebent, und besunder und umb ettliche sachn und artikeln, alß her nach geschriben staht. Item zu dem ersten maul daz im nymant gern sin Eer laut abschniden mit wortten ainem der sin genoß ist Er wolte Er hebat mit im kempfen wie wol er doch nit recht wol von im kem ob er wolte und darumb so ist kämpfen ain muotwill
-
“Die Decretales”, d.h. das kanonische Recht verbieten “Kämpfe” (d.h., gerichtliche Zweikämpfe). Nach “hergebrachter Gewohnheit” hingegen lässt der fränkische und schwäbische Adel Gerichtskämpfe immer noch zu, besonders im Fall eines der unten aufgelisteten Kapitalverbrechen. Der Hintergrund hier ist der chronische Zwist zwischen Römischem Recht und Germanischem Stammesrecht. Die Kirche hat sich seit dem frühen Mittelalter skeptisch zu Gerichtskämpfen geäussert, und seit dem 4. Laterankonzil (1215) war Geistlichen die Beteiligung an solchen eigentlich verboten. In Süddeutschland überdauerte der Brauch aber bis nach 1500, und Talhoffer hat als Fechtmeister natürlich ein wirtschaftliches Interesse an seinem Fortbestand. Gerichtskämpfe finden bis mindestens um 1515 statt, verlieren aber nach Einführung des Reichskammergerichts (1495) rasch an Bedeutung.Dazu kommt, dass sich “niemand gerne seine Ehre abschneiden lässt”. Hier geht es offenbar nicht um gerichtliche Kämpfe, sondern um Duelle, zu dem ein Mann den anderen “mutwillig”, d.h. ohne dass ein Verbrechen vorläge, herausfordert.
Item der sachen und ardickelen sind siben Darumb man noch pfligt zu kempfen
- Item daz erst ist mortt
- Daz ander verräterniß
- Das dritt ketzery
- Daz vierd wohher an sinem herrn trulos wirt
- Daz fünfft umb fanknuß in striten oder sunsst
- Daz sechst um valsch
- Daz sibent da ainer junckfrowen oder frowen benotzogt
-
Die sieben Kapitalverbrechen, um deretwillen “insbesondere” gerichtliche Kämpfe abgehalten werden (sofern keine Zeugen beigebracht werden und kein Geständnis vorliegt) sind also: 1. Mord, 2. Verrat, 3. Ketzerei, 4. Treulosigkeit, 4. fanknuß “Gefängnis”, 6. Falschheit (Betrug), 7. Notzucht (Vergewaltigung). Das Delikt fanknuß “Gefangennahme”, und zwar “in Streiten (d.h., im Krieg) oder auch sonst” bleibt dabei unklar, vielleicht ist so etwas wie “Freiheitsberaubung” gemeint und mag sich auf Fehden innerhalb des Adelsstandes. Man wird bemerken, dass nicht alle diese Delikte so schwer wiegen, dass darauf Todesstrafe stünde, etwa Betrug oder Vergewaltigung dürfte in der Regel mit einer Geldbusse geahndet worden sein. Die Liste scheint mehr oder weniger nach abnehmender Schwere geordnet, so dass 5. fanknuß zusammen mit 4. “Treulosigkeit” Verstösse gegen die feudale Ordnung darstellen könnten, die schwerer wiegen als gewöhnlicher Betrug, aber doch leichter als Mord oder Ketzerei.
Item spricht ain man den andern kempflich an, der sol komen für gericht und sol durch sinen fürsprechen sin sach für legen, darumb er in denn an kagt und sol den man nennen mit dem touff namen und zuo namen. So ist recht, daz er in für gericht lad und in dry stund beklag uff dryen gerichten nach ain ander. kumt er denn nit und veranttwurt sich nach nymant von sinen wegen, so mag er sich fürbaß nit mer veranttwurten, 8v er bewyse dann Ehafte nott als recht sy, so sel man in verurtailen alß fer in daz sin bott innerhalb landes begriffen hant. Je dar nach, alß die ansprach ist gegangen, darnach sol daz urtail ouch gan.
-
Vorgang der formalen Anklage. Interessant das Detail, dass der Beschuldigte mit “Vor- und Zunamen” bezeichnet werden kann. Stellt sich der Angeklagte nicht innerhalb einer bestimmten Frist, und kann auch keine glaubhaften Verhinderungsgründe geltend machen, gilt er als schuldig und wird entsprechend der Anklage verurteilt (sofern er noch innerhalb der Landesgrenzen gefasst wird). Insbesondere bedeutet das auch, dass die Flucht eines Beschuldigten einem Schuldgeständnis gleichkam.
Item der da kempflich angesprochen wirt uff den dryen gerichten und er ainost zuo der antwort kumpt und leugnot darum man in an gesprochen hat und spricht er sy des also unschuldig und der sag uff in daz nit war sy und daz wöll er widerumb mit kempfen beherten und uff in daz wysen alß denn recht sy un dem land darinn eß sy und forttert dar über mit urtail seinen lertag, so werdent im sechß wochen ertailt zu sinem lertag und vier tag von dem gericht werdent im auch ertailt, daruff sie kempfen süllent alß in dem land gewonhait und recht ist. Item versprechent sich zwen man willkürlich gen einander ain kampfez vor gericht, den git an auch sechs wochen lertag und sol in frid bannen baiden, und wolcher under den den frid brech, uber den richtet man on den kampf alß recht ist.
-
Wenn der Beschuldigte aber vor Gericht erscheint und seine Schuld leugnet, und bereit ist, seine Unschuld “mit Kämpfen zu behärten”, so werden ihm sechs Wochen Lehrzeit zuerkannt.
Auch wenn sich zwei Männer willkürlich zum Zweikampf fordern, bekommen sie auch sechs Wochen Zeit zur Vorbereitung. In diesen sechs Wochen sind sie gehalten, miteinander Frieden zu halten, und wer den Frieden bricht, d.h. wohl, den Gegner tätlich angreift vor dem festgesetzten Kampftermin, der wird so bestraft als ob er den Kampf verloren hätte.
wie ainer dem anderen mit recht ußgan mag
Item ist daz ein man kempflich angesprochen wiert von aim der nit alß guot ist alß er, dem mag er mit recht uß gan ob er wil oder ob ain man echtloß gesagt würde oder worden wer, dem mag man ouch des kampfes absin. Item spricht aber der edler den mindern an zu kempfen, so mag der den minderen nit wol absin.
-
Ein Höhergestellter ist frei, die Herausforderung eines Niedrigergestellen abzulehnen (uß gan “ausweichen”). Ein Geächteter kann niemanden zum Zweikampf zwingen. Wenn aber ein Höhergestellter einen Niedrigeren herausfordert, kann dieser nicht ablehnen.
9r Item wie aber zwen mann nit mit ainender mügent kempfen und wolcher wil under den den zweye dem andern wol uß gan mag
Item wenn zween mann ?gesinnt sind biß uff die fünffte sipp oder näher die mügent durch recht nit mit ein ander kempfen und des müssn siben man schwern die die vatter und muotter halb mäge sind.
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Verwandte bis zum fünften Grad dürfen nicht gegeneinander antreten.
Item wie aber ainer dem anderen kampfes absin mag mit solichem gelimpf alß hie geschribn stät
Item ob ain lamer man oder einer der böse ougen hett und kampfes an gesprochen wirt der mag sich der auch wol behellffen und dem gesunden usgan, eß sy denn daz wyse lüt daz gelich nach der ?person machen und daz müessent wyß lüt uff ir eid tun und daz also glich machen. Es mag auch der lam oder mit den bosen ougen wol einen an ir statt gewinnen der für iro ainen kempfe.
-
Weitere Ausnahmen: Körperlich Behinderte (Lahme, Augenkranke) sind vom Zweikampf befreit, dürfen aber einen Stellvertreter (Lohnkämpfer) stellen. Solche Regelungen gab es bereits im Frühmittelalter, wo stattdessen nicht-kämpferische Ordale angewendet wurden.
Item wenn also die sechß wochen uß sind und der letst tag komen ist den in der richter beschaiden haut daruff kempfen sullen, so sullen sie beide für den richter komen mit solichem ertzögen und in solich acht alß die gewonheit und das recht lert in dem lande dar inn sie kempfen sullen oder nach dem alß sie mit einander gewillkürt habent Item etc. –
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Wieder die Unterscheidung zwischen erzwungenen Gerichtskämpfen, die in der traditionell vorgeschriebenen Ausrüstung ausgefochten werden, und den “willkürlichen” (wohl dem Adel vorbehaltenen) Duelle, wo die Bewaffnung sich nach Absprache richtet (normalerweise also im Plattenharnisch).
Item so soll da der cleger schweren daz er der sach darum er dem ainen man zugesprochen haut schuldig sy und denn so sol man in ainen ring machen und grieß wartten und urttail geben 9v nach wyser lute raut und nach des landeß gewonhait. Und wer uff den tag in den ring nit kumpt den urttailt man sigeloß in irre denn Ehafte nott die sol er bewysen alß recht ist –
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Wer nicht zum Kampf erscheint gilt als unterlegen, es sei denn er kann glaubhaft Hinderungsgründe nachweisen. Der “Griesswart” ist der Kampfrichter (von gries “Sand, Arena, Kampfplatz”
Hie staut wie man sich halten sol wenn die kempfer in dem ring komen sind uff die stund und uff die zit so man pheindiglich kempfen sol WEnn die kempfer also in den ring komen sind So sol der richter von stund an alle stür und ler vestecklich verbieten by lyb und guot und sol nicht gestatten daz man einem für den andern nicht zulege und sel inß beiden machen so er imer gelichest mag ungenerde.
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Ablauf des Kampfes: Sobald die Kämpfer den Ring betreten, hat der Richter alle “Steuer und Lehre”, d.h., Anleitung und Hilfe von Seiten der Fechtmeister, strikte zu unterbinden.
Das ist was recht wer ob der kempfer ainer uss dem ring fluch oder getriben wurd
Item wolcher kempfer uss dem ring kumpt Ee denn der kampf ain ende haut Er werde daruß geschlagen von dem andern oder fluche daruß oder wie er daruß käme oder aber ob er der sache vergicht darum man in denn mit recht an gesprochen haut, den sol man sigeloß urttailen. Oder wolcher den andern erschlecht und ertötett der haut gesiget. Dem sol man aber richten alß des landes gewonhait und recht ist darumb sie dem mit ainander gekemppffet hand.
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Wenn während des Kampfes einer der Gegner den Ring verlässt, gilt er als Verlierer (selbst wenn er aus dem Ring gestossen wurde). Nach entschiedenem Kampf, soll über das Vergehen gerichtet werden, von dem die Anklage handelte. Im Falle, dass der Angeklagte unterliegt, bedeutet das offenbar, dass seine Schuld als “juristisch” erwiesen gilt. Unklar, ob hier auch gesagt wird, dass, sollte der Kläger unterliegt, nun ihm die Strafe für das fragliche Vergehen auferlegt wird.
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(Hand 2, möglicherweise Autograph Talhoffers)
Nun merck uff dissen punten der ist notturfftlich zu uerstend
Item des ersten so soltu den maister wol erkennen der dich lerren wil dz sin kunst recht und gewer sy und dz er frum sy und dich nit veruntruwe und dich nit verkürtz in der lerr und wiß die gwer zü zerbraitten da mit er kempfen wil. Och sol er den maister nit uff nemen er schwer im dann sin frumen zwerbent und sin schaden zwendent deß glich sol er dem maister wider um sweren sin kunst nit witter zleren.
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Es folgt ein Abschnitt über die Vorbereitung zum Kampf. Zunächst soll man sich einen frommen, ehrlichen und kompetenten Fechtmeister aussuchen. Der Meister soll auch schwören, im Interesse seines Auftraggebers zu handeln, und seine Kunst (während der Dauer des Auftrags) nicht anderweitig zu lehren.
Hie merck uff den maister
Item der maister der ain understat zu leren, der sol wißen daß er den man wol erken, den er lerren wil, ob er sie schwach oder starck, und ob er gäch zornig sy oder senftmüttig, och ob er gütten auttem hab oder nit, och ob er arbaitten müg in die in die ?harr; und wenn du inn wol erkunet haust in der lerr, un wz arbait er uermag dar nach müstu in lerren dz im nütz ist gen sinen vind. Och sol der kempffer und der maister sich hütten dz sie niemand zu sehen laussend und in sunder sie gwer da mit sy arbaittent und sich baid hütten vor vil geselschafft und von dem vechten wenig sagen dz kain abmercken da von kom.
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Ratschläge für den Fechtmeister, seine Strategie an die Fähigkeiten des Kämpfers anzupassen. Dazu Ermahnung zu Geheimhaltung, dass der Gegner nichts über die geplante Strategie in Erfahrung bringe (vgl. den folgenden Abschnitt).
von kuntschafft
wie der kempffer und der maister kuntschafft möchte hon zu rem widertail, wz sin wesen wer, ob er sy strarck oder swach, ob er och sy gechzornig oder nit, und wie sin touff nam hieß, ob man wölt dar uß bracticiern oder rechnen. Ws ist och nottürfftig zu wissen wz maister in lerr dz man sich darnach müg richten
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Ein Abschnitt über “Kundschaft”, also Auskundschaften des Gegners: sein Wesen, seine (körperliche) Stärke, sein Temperament (Jähzorn), sein Taufname. Mit dem Namen kann man “praktizieren oder rechnen”, nämlich nach Namenmantischen Methoden, die den Ausgang des Kampfes vorhersagen sollen. Weiter soll man in Erfahrung bringen, was der Fechtmeister des Gegners ihm beibringt, um sich danach richten zu können.
wenn er nun gelert ist und in den schrancken sol gon
So sol er zu dem ersten bichten, dar nach sol im ain priester ain meß lesen von unßer frowen und von sant jörgen, und der priester sol im segnen sant johanns myne und dem kempfer geben. Dar nach sol der maister in ernstlich versüchen 10v und inn under richten dar uff er bliben sol, und sol in uff kein ding haissen acht hon dann uff sin vind, und den ernstlich an schowen.
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Letzte Vorbereitungen: Beichte, Messe für Maria und den Hl. Georg, Letzte Ermahnung des Fechtmeisters, der Kämpfer soll bei der geplanten Technik bleiben (und sich nicht durch Nervosität zu irgendwelchen Panikaktionen hinreissen lassen), und sich auf nichts als seinen Feind konzentrieren.
Merck uff dz infüeren
Item wenn der man kompt in den schrancken so sol er machen mit dem rechten fuß ain krütz und mit der hand aines an an die brust und sol fürsich gon im namen des vatters und sunes und des hailigen gaistes. Dann sind in die grießwartten nemen und sind inn fürren gegen der sunnen umbhe. So sol dann der kempfer die fürsten und herren bitten und die umb den kraiß stand dz sy im wölle helffen got bitten dz er im sig wölle geben gegen sinem vind und alz er war und recht hab.
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Eintreten in den Ring. Dass die Kämpfer gleichmässig zur Sonne gestellt werden sollen ist im Sachsenspiegel vorgeschrieben: Di sunne sal man en gliche teiln, wen si erst zusamne gen (I.63).
Dar nach sol man in setzen in den sessel
Wenn er nun gesessen ist so soll man im fürspannen ain tüch und sin bar hinder im an den schrancken und sine gwer sind wol gehenckt sin und gericht nach nottürfft
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Dieser Abschnitt bezieht sich nur auf adligen “willkürlichen” Kampf, und beschreibt die auf fol 85r gezeigte Szene.
Die grieß wartten oder täpffer
Der maister und die grieß wartten söllend mercken uff den richter oder uff den, der den kampff an lauffen wirt. Wann der rüfft zu dem ersten mal, so sol er den man haisen uff ston un dz tüch von im ziehen, und wann man rüfft zü dem dritten mäl so sol er in haissen hin gon und in got enpfelhen.
Von dem nach richter
Item der kempffer sel wartten das im nützit an dem lib über den ring oder schrancken uß gang dann wz dar über kem: so stat der nach richter an dem schrancken der hott imß ab mit recht ob er angerüft wirt.
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Der Kämpfer soll achthaben, dass ihm während des Kampfes kein Körperteil über die Schranke hinausrage: Ausserhalb des Rings steht offenbar der “Nach-Richter”, mit der Aufgabe, solche Gliedmassen abzuschlagen.
talhoffer
Bellifortis
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Exzerpte aus Konrad Kyesers Bellifortis (ca. 1405). Die Originalhandschrift ist Göttingen Cod. Ms. philos. 63 (ed. Quarg 1967, im weiteren “Gött.”); ausserdem veröffentlicht wurde Pal. lat. 1994 (im weiteren “Pal.”)
11r der schribt an ain knuo faden / der schribt uf dem mund und wirt schwartz
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Es scheint um Kryptographie zu gehen: Ein Knoten-Code und eine Geheimtinte.
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von Kyeser stammt das aufblasbare Kissen (Pal. 144, Gött. 131)
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eine ähnliche Flussüberquerung an einem Seil (dort stehen aber Pferde im Wasser) hat Pal. 103
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der Kran ist von Pal. 54, Gött. 43
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ähnliche Elemente in Pal. 90
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Foll. 12r-15r sind offenbar freie “Anwendungen” verschiedener Inhalte von Bellifortis. Das eigentliche Exzerpt beginnt erst auf der folgenden Seite, und die meisten Abbildungen auf foll. 15v-47v haben auch eine direkte Entsprechung in der Vorlage. Ausnahmen sind Varianten anderer Bilder auf 18v, 34v, 40v, 45r, (26v, 36v, 39r?).
15v Dyser strittwagen sol nauch diser form mit geschmid gevestnet sin und mit ainem schirm alß hie gezaichnet statt und die dar uff strittent die süllent waffen haben alß hie gemalet statt.
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ähnlich Pal. 30
16r Diß ist ain mentschlich bild gemachet von geschmid in wendig hol und sol gefült werden it ambra und mit nägelin bluost dz sol man setzen in die örter der palaste war es sin antlüt kert da git es guoten rouch ze allin zeitten –
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Pal. 76
16v Diß ist ain grosse plid mit dem man stain würffet und stett und vestin brichet
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Pal. 32
17r Diß ist ain katz und ouch ain löffel mit einem schnellen schirm mit dem man gewapnet volk in zinnen hebt. –
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Pal. 31
[17v] Diß haisset der groß rud Es gaut zu schlossen uff dem redern und sol der muren eben hölin han die gefierten bruck die dar an hanget solt mit dem sail nider lauffen bis dz das vorder yfer die mur begriffet dar nauch gand die fichß uß der hüle die stritten und vechtet umz dz sy behebent dz sy begeret –
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Pal. 39
[18r] Mörck disen löffel der ist edel gut dz obertail sol geuestnet sin mit bretter bis uff den viern sprossen das du tribest an die muren dz hinder tail machst uf hebn als dz vorder –
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Pal. 36
[18v] Mit diser katzen gewinet man geschwind muren mit der höhi die obnan uf gezimert ist henge der bauß mit dem sail biß dz die vorderen ysen die mur begriffent der nach louffent die gewapbeteb in die muren –
[19r] Diß ist ein hohi bruck die gaut uber wasser und uber aller grabn die sol gezimert sin von hohem gezimer und sol die bruck dar an hangen dz man sy uss wendig uff gebt bis dz die reder die reder die statt begriffent so lauf mn die bruch vallen und mit dem val begrift dz spitzig ysen das ertrich und macht der höhi ebenhöhi mach
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Pal. 35
[19v] Diß haisset ain gnaper und ist ain hüpscher züg / Es gaut uff sechß redern und staut uff zwain sülen an dem zuo gan so naiget eß dz houpt zuo der erde und richt den schwanz uff biß daß eß zuo der mure kompt so richt eß dz houpt uff die mur und rürt die erden mit dem schwanz und die dar under sint die sehed gar die uf den muren dz ober tail von dem gnapper sol gevestnet sin mit kuder mit mist und mit grünen hüten daß men haiß wasser für noch geschütz nit schaden müge wen man den hinder sich züchet so züchet sich das houpt wider uff die erde und der schwanz über sich umz dz dar an die sicher statt komest –
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Pal. 42
[20r] Dise gegenwürtige höhe beschirmet daß volk in wendig hindenan und vornan und ouch obnan –
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Pal. 41
[20v] Daß ist ainß münches kappe die im hindenan uf dem waggen lit die furt man uf den drin redern ainß vornan under der spuz und zwain nauch gende obnan sol sy verschoppet sin mit kuder und verdecket mit hüten und andren dingen die dar zuo gehörend / es sol mit starckem holtzwerck zesamen gefügt sin versorget mit ysen daß eß notdürftig ist daß im schwer stain oder starck geschoss nyt schde wan an muren kumst so richt im den spitz uf mit der aine schiben dem kumet hinach alle die dar inn sind –
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Pal. 49
[21r] Diß ist ain brot daß man haisset biß cuit und ist zwürend gebachen brot. Es ist nutz uff festinen und in gezelten eß belibt gar lang zitt guot one schimel –
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“Zwieback” ist eine im 15. Jh. geprägte Lehnübersetzung von biscuit. Arnold von Harff (ca. 1500) hat hie hatten wir unsz biscott, tzweier gebacken broyt, all uffgessen.) Pal. 126?
[21v] Diß hulzin laiter inwendig gemachet mit schiben sol sich zuo der mur fügen mit ainem angeschlagnen sail / Dar nach sich an bindet Die stufe von der lait wen du die ablegen wilt so ledige dz ein obeteil von der laitern mit dem vesten sail so ist sy ledig –
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Pal. 57
[22r] Dise gaisel ist ain messer wen du wilt und diser näpper boret durch ain zwifaltig blecht –
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Erweitert von Pal. 22r; näpper: “Bohrer” (ahd. napugêr)
[22v] Du solt mercken ain zu gan mit graben Du solt graben krumbe umm wider und fur dar über ainen schirm setzen der sich für mit langen stangen die graben behüttent dz volk vor werffen und gaud sicher zuo und wene sy wellent abreitten so söllent sy den schirm nauch inen ziehen so gand sy sicher –
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Pal. 64
[23r] Diß ist ain tötlich wer kleine stoß kerrlin gefüllet mit stainen vornenan mit scharpffen ysen die berg abgelouffen den selben mügent gewapnet lüte nauch lauffen wen die wegen wüstent mit den scharpfen ysen wz vor in ist
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Pal. 66
[23v] Sihe den zuo gang zuo den vestinen mit körben die stotzen dar umb söllend in die spüz der körb gan.
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Pal. 68
[24r] wa in velsen und un hülinen volk versumet si die du sust nit über winden mügent da soltu bett oderr küssi mit federn nemen Tuo dar zuo irem und pisch und zünd eß an so der rouch da von gaut so er stecket die in den hülinen sint also kumpst du inen zuo
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Pal. 72
[24v] du macht machen ain liecht uff ainen turn und dar über ain laternen von rotem glaß mit ainem langen halß setz dz uff ain egk und tuo ain groß liecht dar in dz lüchtet vil milen von dir –
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Pal. 84
[25r] Ufgerichte gezelt im machst du vestnen in disen weg mit höltzern obnan mit geschmit gespizet und in die erde gesetzt mit der kluoghait über wonden die türgen den küng von ungarn.
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Pal. 80. Hinweis auf die Schlacht von Nikopolis (1396), wo Kyeser persönlich anwesend war.
[25v] Dise vihele sol von dem besten stahel gemachet sin mit ainer zwifalt ruggen und in wendig hol und mit bly gefüllet die selbe vyle vilet so haimlich und so linse dz eß nieman gehören mag –
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Pal. 92, 142
[26r] Ingenius pulcherium quo protulit equestres vide quod considera quantum quod quo quado finire quado placeat retrahe sumtulo quo
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Pseudo-Lateinische Glosse zu einem aufblasbaren Schwimmring, Pal. 103
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Wohl eine Detailzeichung der “Enterhaken” an Strickleitern, wie etwa auf Pal. 59, 62, aber ohne genaue Entsprechung.
[27r] Diß ist ain zuog mit dem du schwimen machst bind eß für den buch deß schwantzeß houpt sol hangen die baine süllent lini sin und die ringgen ysinyn – Du gaust oder schwimest mit dise züg über ain yeglich wasser Du solt war nemen dz hopt vor- nan die hend und den ruggen sint verdeckt und diser züg gemachet von bukinem leder und die kand süllent sidin sin –
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Pal. 104
27v Diß ist stigen mit der laiter mit ainmaligem und zwifaltigem foußstapffn uf gan und tribt sich uf und die lang zwifaltig gabel ufenthalt die laitt undenan.
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Pal. 60
28r Diß stiglaiteren sind von sailen gemacht die soltu mit diser langen gabel anschlachen
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Pal. 61
[28v] Du vergüldest ain krantz mit wissen rosen in disen weg nim goldpluomen und zerstoß die und nim zerschlagen ayer klar und gebrenten win und mische die zerstossen bloumen da mit und besch bestrich die rosen so werdent sy goldvar-
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Pal. 156
29r Diser schlang ist funden wider grossen gebresten wonn er klinet uff zinnen und uf türn wenn man in us wendig streket so gaut er mit den schiben uff dar nauch sol man in und keren biß die hoken die vestning begriffent und die spazigen ysen undenen in die erde gand –
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Pal. 62
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Pal. 94, 97
30r Diser tegen sol ain ?bomel haben vier hende lang oder mer viht mit dem tegen in der rechten hand mit der sinwelen schilt in der lingk hand.
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Pal. 98. Fechten mit Rondelldolch und Buckler (sinwel: “rund”).
[30v] Diser gros kolb hört zü dem schilt du solt den schilt in der lingken hand füren und den kolben in der rechten hand und mit inen baiden vehten stechen und schlachen –
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Pal. 97
[31r] Diß ist ain schling da mit man stain würfft und ist ain künelich gewer mit diser wer über wand dauid golyaun und ist ring uff vestinen und uff dem velde –
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Pal. 95
[31v] Diß bad ist beschriben wo ßaheno den obrosten auzat und ist guot für mange hand gebresten besunder für dz zittren der gelider und für den gebresten deß flusseß der guldin ader du solt nemen dise krütt – bugg werwmuot. baldrion bertram Eindorn benedict // heid agrimonie ßarwe und gewinne die by schönem wetter wesche eß wol und schnid sy ze stucken und leg die in den hafen under dem bad dz der tampff durch dz tor in gaunge wenn man denn dar inne geschwizet so sol man die krütt uß dem hafe nemen und sich da mit riben und weschen so mann iemer haissen mag Es ist all monat nütze ou in den hundtagen
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Pal. 117
[32r] Diß ist ain schling ist nütz zeweld uff vestinen und uf bergen –
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Pal. 96
[32v] Diß ist ain kuchi mit ainem kemi da der rouch in allen winden schnellerlig en weg flühet nim claur von eyern und tuo eß von den tottern und güß dz clar durch ain wachte in ein blater dar nauch klopff die tüttern wol durch aun andern uber sind dz clar in der beschlosse blatter dar nauch güß die tuttern dar in und süd eß hert werde dz ist denn ain groß ey dar ali vil essen mügent –
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Pal. 128
[33r] wiltu verborgen tragen brieff kerlin gold silber oder edel gestain nim leyn und mach ain holding dar uß und leg eß dar in dar nauch nim kalch und saltz und tepers dz mit ayerclar überzüch eß da mit wenn daß erdrucknet so wird eß herter dar ain stain ouch machtu ain brot en zwai tailen und hülen und dar in legid und wider tzesemen machtu oder ain hülzin holtz klotz boren und ain zapffen dar in drengen und absegen dz der zapff und der klotz ain holtzens sie
Ain krutt haisset lolin ettlich nenent eß ninilol dz wachset gern an den stetten da man kol brenett gebrent hautt wer der wurtzel südet in win bis der win das vierdtail in gesüdet und denn dz mit anderm win müschet dz bringt den aller sterckisten schlauff den man yenen gemachen mag und wer eß sich da mit verainet und vermist so wird eß alß ain über treffenlichen starck schloff getranck wer des trincket der kumet von schlauffen wege von aller kraft und wer. und man mächt da mit nider legen ain groß volk und wiß dz diß ain haimlich sach ist
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Pal. 148. Lolin: Gemeint ist wohl Lolch (Lolium), genauer der sog. “Taumel-Lolch” (L. temulentum), so genannt, weil die Pflanze oft mit einem Verwandten des Mutterkornpilzes verseucht war, der schwere Vergiftungserscheinungen hervorrufen konnte.
[33v] Diß ist ain haspel gemachet von zwifaltigen redern und also geordnet dz ain tail sich dem sich sail zu dem andrern schlüsset so du zuo der ainen siten zügest so gaut eß über sich zuo der andern siten wider under sich –
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Pal. 145, 146
[34r] Diß ist ain louffende brugge die sich fur schübet mit den ysern sailen und mit dem mitel sail gaut sy wider hinder sich und ist ain klügen züg und sail die sail undenan und innan also angelaind
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Pal. 78
[34v] Diser büchsen schirm machet sich son holtz werck und gaut uff und nider wan schüsset den stain her ob so eß uf gaut und wenn eß nider gaut so mag dem dchain geschoss schaden der hinder dem schirm ist –
[35r] Diß schiff loufet schnelle-klich wider wasser also geschwind alß ain pfärt mit schl schnellem louff Es sol zway reder haben alß hie geformirt statt –
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Pal. 105. Ein mit Schaufelrädern getriebenes Schiff, eine bereits in de rebus bellicis (ca. 400) erwähnte Erfindung.
35v Merck wo die sunn dem gold oder liechten glantze harnasch nach gaut so sol der schilt vor gan also über windet ain manlicher vechter sinen veyent mit der sunnen hilff der sunnen glantz un dem gold oder in dem liechten schöne | harnasch sendet gemist dar uß in der veyent ougen –
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vgl. oben 10v; Pal. 13.
[36r] Diß gewapnet houpt schnidet mit den oren zuo ettwedren siten es gaut uff zwain redern und mit der zungen und dem horn sticht eß und töttet und ist vechther in stritte Eß sol in wendig hültzin sin und uswendig starck mit ysen beschlagen dz eß niemal mit hamern noch mit axen zerhowen müge der künig porrus fürte disen schirm und leite vil siner veyent damit nider –
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Pal. 15
[36v] Ain wiser stritte sol sin wegen in starcken stritt also ordne deß ersten ain wagen nauch dem anderen der nauch zwen nebet ain ander dar nauch drey dar nauch vier ye merye me nach der linien untz dz du sy alle erfollest mach des hereß craft dar in tail dz roß volk und ouch dz füsfolk also tailest du alle spiß dise ordnung bruch so du ziehest in die frömde
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Pal. 16?
[37r] Diser sporn zwingt sechs pfert und sind die formen daran halb ysin und halb stechlin eß ist zebruche in der frömde und nemet man-ch ain sicherhait wen eß zwinget den manvest ze finde –
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Pal. 14
[37v] man sol machen zwen wägen uf dise form da inmitten uff gewäpnet lute strittet die wägen die vechtet die buchsen die letzent und die beschlagenen tromen Ist dz zuo wasser kumest so setze die zwen wegen nach ain ander so stand wasser halb sicher / jeder wagen sol sechs reder nauch siner grossi haben und under halb wagen lang sin die pfärt sond näch den zwain ersten redern uf zwo eln gon so sint si sicher und legent alle ding nid sie stangen die da under inen sint die behüttent sy vor vallen und die brett die dazuo den siten hanget beschirment die ungewaupneten pfärd Es sol ain pfart nauch dem andern gon und zuo yetwedrer siten ist ain an zwaine gnuog und sind mit zwifaltigen ketten zesamen geheft sin
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Pal. 17
[38r] Diser züg haisset ain krebs und ist geschmidet von ysen und gaut hinder sich für sich aß an fürt eß uf vier schnellen redern Es schnidet vornan und hindan Es sind zwifalt sicheln von langen ysen zuo yetwedrer siten an den achsen der schiben sin Es haut vier ougen wenn man die anzündet so schüsset eß stain da vor geschrottene stahelstuck alß ain hagel da mit man die veyent niderleit den züg mag man machen groß oder clain alß mann deme will.
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Pal. 18 archimagara, ähnliche Konstruktionen auf Pal. 22, 24, 27
[38v] Diser strittkarr der schrott gewäpnet lüt schenkel ungewaupnet volk vellet eß mit rüren Es haut hindenan braite und vornan schmale ysen scharpff gefilet alß ain sichel und man fürt eß uff zwain redern –
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“Kriegsrasenmäher”, ‘zerschneidet gepanzerten Gegnern die Beine, ungepanzerte tötet (fällt) er bei Berührung’. Pal. 20: pungit et interficit armatos quos ledit.
39r Diser schirm gehört zuo büchsen und ist gezimert von holtzwerck und sol vornan zway claine reder haben und hinden zwäy grossy und dz eß dester hohlicher über berg gang eß sol haben zway kurze ysen ainer eln lang da hindan und vornan diß ist maz an bergen und ze stigen und ouch under ab ze ziechen dz ysen so lang aluegen mit langen sailen hinder sich ziechen –
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Pal. 85, Gött. 110?
[39v] Diß ist ain grine lange nater vornan mit starcken haugken die sol man legen zuo aine wand an muren Es muget bruchen die lüte Sturmen und atter die in den muren muget in inhin zichen waz sy begüssent wenn si die sail kressterlich ziehent –
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Pal. 53
[40r] Dise bruggk dienet in zwen weg Si füret sich über land uff vier redern und schwimet in dem wasser tuo alß ich vor geseit hab dise brugg ist ain guott wagen und vest und gelücklich uff dem wasser
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Pal. 102
[40v] Diß ist ain ander stighaugk der fürt sich uff vier redern biß dz der oberhaugk die mur begrift und stiget man sicher da mit türn und muren –
[41r] Alß fürt wasser von ainer sitten obnan ab und zuo der andern sitten wider uff Inmitten inne sol sin ain stube die dz wasser usenthaltett –
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Pal. 114
[41v] Wilde pfärd sol man laden mit dürrem holtz dar in schwebel und bech und hartz si der sattel so geschmiere sin mit ayne claur zünd dz an trib die pfärt under die vyent so bissent und schlachent und brennent die vyent
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Pal. 131
[42r] Ein recht fürpfil sol so ainen sin wel sin und dur in hol dz sol man füllen mit pulver und ain secklin dar über ziehent dz ouch mit pulver gefüllet sy zindz hindan an und schüß in bald so brent dz für und letzt den schaft wenig und wo der schaft beheftet da schadet er gröslich / ain ander für pfil nim pulver schwebel und werch tycus mit öl binde obnan alß ain spiel zünd aß an und schüß da mit
Mit aine grossen näper bor ain loch in aine bom und mit ainem clainen näpper ain klain loch uf die ander siten und fülle dz groß loch mit pulver und verschlies eß vast wol mit ainem clotz zünd eß zuo dem claine loch an und flüch bald da von dz bom springt von ain ander und machet ain groß tumultus
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Pal. 129, 128
42v Diser züg ist gemacht zuo drei buchsen und schüsset ye aine nauch der andern –
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Pal. 125
[43r] nim deß aller besten pulverß und leg eß an diß kugeln zünd sy an und wirff sie da von kumet grosser schad wann dz für zerbricht sy und brenet gar hart –
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Pal. 127, 56
43v Diser züg höret under dz wasser: dz huopt und den lip sond verdecket sin mit leder und wol verneit, und die ougen von glesern dar in gemachet, und mit hartz und mit bech wol versichert. obnan vor dem mund sol sin ain badschwam dar under zwen, dar uß du den autem vahest und wider uß laussest. also machtu gan und sehen under dem wasser.
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Pal. 111. Kyesers Beschreibung dürfte der früheste Hinweis auf einen Taucheranzug sein.
44r Zeglicher wiß ist diser züg, uß genomen dz dz hopt verdecket ist mit ainem schweren halm und ouch die ougen dar under vermachet alß vor. Ist dz daß wasser starck rinnet, so soltu dich beschweren mit gewicht oder ain sail binden an aine bom oder an ainen stok, daß du dar an heruß mugest komen.
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Pal. 110
[44v] Loliol ist genant libol samen in win gesotten und der win in andern gemischet wem du den ze trincken gist der entschlaffet und entwachet in achtagen nit. nim us den ?ougen grautt der kreps die ?dige, mische eß wa it du wilt ds machet gröslich schlaffen. nim baldrion leg den übernacht in win, wem du den zetrinken gist der entschlauffet bis man in wecket. nim den somen von ?muntaten, wem du dz in trank gibest der begriffet den andern bi den har. remedia für die vogeschribne stuck ist starcker essich in die naslöcher gegossen. welher über land ritten wil oder zuo ainem wachter genomen wird und in der schlauff beschwärt, der neme körner von ?stresies und lüwe eß in den mund so hört der schloff uff –
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Schlaf- und Weckmittel. Zu Loliol vgl. 33r.; Gött. 88?
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“Schnorchel”, Variante von 44r
45v nim kupffer schlag und mach dar uß ain kugel in wendig hol. darnach nim ungelöschten kalch ain tail, galbani ain halb tail müsch dz galbanin mit dem kalch dar nauch nim schnegken gallen in glichem gewicht und leg dz galbanin dar in dar nach nim Cantarideß alß du wild schnid in die höpter und die flügel ab und stoß die mit glichem gewicht kecksilberß tuo eß in ain kolben vergrab eß in ainem mist vierzig tag und ender dz in dem mist ye an dem .v. tag so wirt eß alß gold den nim die kugel und bestrich si mit dem ersten stuck und laß es trucknen und wenn eß trucke wirt so bestrich si mit dem anderen ding zünd si an so erlöschet si nit wilt du si ab- löschen so nim ain stuck von ainem küsling waich dach in essich drü tag und versenck und versenck die kugel mit Im
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Das wohl exzentrischste Rezept des Buches: “Nimm Kupferschlacke und mache daraus eine Hohlkugel. Nimm ein Teil ungelöschten Kalk (CaO), ein halbes Teil Galbanum (Riesenfenchel-Harz) und vermische diese. Nimm Schneckengalle(?) in demselben Gewicht und lege das Galbanum hinein. Dann nimm Cantharides (κανθαρίς “Käfer”, speziell die Spanische Fliege, gemeint sind hier wohl Leuchtkäfer), wenn du willst schneide Köpfe und Flügel ab, und zerstosse sie zusammen mit derselben Menge Quecksilbers. Fülle das in einen Kolben und vergrabe den für 40 Tage im Mist, bewege es alle fünf Tage im Mist, so wird es wie Gold. Nimm die Kugel und bestreiche sie mit dem ersten Gemisch (Kalk-Galbanum-Schneckengalle) und lass es trocknen. Wie es trocken wird, so bestreich es mit der anderen Mischung (Leuchtkäfer-Quecksilber). Zünde die Kugel an, so erlöscht sie nicht mehr. Wenn du sie auslöschen willst, so nimm ein Stück von einem ?Küsling, weiche den drei Tage in Essig, und versenke die Kugel darin”. Das Bild ist von Pal 131, wo es um ein realistischeres Rezept für griechisches Feuer geht.
46r Ich haiß philomenus und bin gemachet von er oder von kupffer Ich gib kain hitz so ich ler bin wenn ich aber gefüllet wird mit Terebinte oder mit gebrantem win und man min lip zuo dem für tuot dz ich haiß wird so wirf ich für in gneist und da mit man ainer ieglich kerzen an zünden mag –
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Pal. 134; eine Art Feuerzeug gefüllt mit Scharzkiefer-Harz bzw. Terpentin (gneist: Funken).
46v Dis sint schne raiff die sol man in dise form machen und stro dar uff decken und ob den füssen zersamen stricken zeglicher wiß machstu dz machen mit langem stro under den füssen zesamen gebunden –
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Pal. 134. Behelfsmässige Schneeschuhe; das zusammengebundene Stroh, das stattdessen benutzt werden kann ist in Pal. auch abgebildet.
47r Ainß fürsten palast machtu werme mit disen wol schmöckenden stucken: nim vil tigel die für enhaltidt, mache von dickem holtz und kolen ain für dar under, tuo dar in ambram, muschus, saffran, gampher, mirren, alteß olibanum, mastick, wirouch und zwayerlay sandel. Tuo user- lesen wirouch dar zuo oder andre wolschmeckende ding. Item leg negely uber nacht in win ?vermorneß so zerklüb sy alle, tuo die nägeli dick in ainen tigel und güß deß wines ein wenig dar an. wenne denn dise stuck haiß werdent so wirt eß wol riechen.
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Pal. 136. Räucherung mit Amber, Moschus, Safran, Kampfer, Myrrhe, Olibanum bzw. Weihrauch, Mastix, Sandelholz, Nelken und Wein.
47v Diser gesamneten gezüg ist guot in raisen für die herren: ain ?heftsag geisfüss, ain näber, ain dietrich, ain pfriem, ain schnit ysen, ain scharschach; die stuck sind notdürftig.
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Pal. 143. “Geissfuss”, Bohrer, Dietrich, Pfriem, “Schneideisen”, Schere (mhd. scharsach).
Fechtbuch
Ringen
49r Item zulouffend ringen uß den armen
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1443 (126) Ain anhebung zu gleichem fassen aus den armen
50v Item daz arm brechen und uber den schenckel werffen
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Armbruch: 1443 (137)
51r Item das burn vassen
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Der “Bauerngriff”, vgl. 1443 (131).
50v Item daz uß zucken und werffen vor der elenbogen
51r Item das durchgan
51v Item der bruch uber daz durchgan
52r Item daz vassen im wammeß
52v Der bruch über daz vassen im wammeß
53r Daz stuck uber den arm und inn fuoß
53v Daz werffen uber die huffte
54r Der armbruch
54v Das hinder tretten
55r Der armbruch uber die achsel
55v Duch ain hinder tretten
56r Dea achsel brechen
56v Daß halß würgen
57r Daz versuchen durchgan oder hinder tretten
57v Der buobnwurff überß houpt –
58r Stuck und bruch
58v Daz genick vassen
59r Der verkertt wurff
59v vom man zu komen
60r Daz beslossen vassen
60v hinder sich der bruch für daz heben
Dolch
61r Für den obern stich Mit dem linggen arme
61v Der arm bruch
62r Daz verkertt werffen
62v Den man zu werffen mit dem tegen
63r Den undern stich weren und den arm brechen
63v Den man für zu werffen
64r Den tegen ainem Nymen mit sim tegen
64v Der ober schilt
65r Der wurff uber die hufft
65v Den man werffen mit gewalte
66r Für werffen und durch schiessen zuck an dich
66v Das fahen
67r Der bruch darüber
67v Der wurff ubern ruggen
68r Der bruch und dot stich
68v Der under bruch und hertz stich
69r Der wabet stich und bruch dar für
69v Stuck ist volbracht
70r Der under schilt
70v Der mortt stich
71r Das end stuck
Stangenwaffen
71v Den slag versetzen und hertz abstossen
72r Den stich versetzen und in er stechen
72v Den bruch und wurff
73r Daz hallß ryssen
73v Der nott stand fur den slag
74r Stuck verbracht
74v Daz gwer sachen
75r Mit dem schwert fur den Slag mit dem spieß
75v Der gewäbet Stich
76r Der oberhow fur den stich
76v Daz end stuck mit dem schwert für die hellen barten
77r Daz blenden ab dem huopt Darby der wurff [in leib]
77v Daz endstuck mit dem messer für die hellen bartten
78r Daz versetzen gen dem spiess
78v Ain billgerin für ain langen spieß mit sinem stab
79r Der nott stand im messer
79v Daz stuck [da die Hand verlohren.]
Kampf (Mann gegen Frau)
80r Hie schlecht er nach dem fuoß [und sy trifft dz houpt.]
80v Hie hat er den schlag ir entwert und dem arm gefangen
81r Der griff nach dem halß
81v hie nickt siu den man
82r Daz halß brechen
82v Hie macht er ain end stuck
83r Hie wil sy in töben und er siu sy vellen
83v Hie tribt daz wib ain endsstuck
84r Hie macht er end
Kampf (Harnisch)
84v Der anfang des kampfs
85r Hie sitzend sy bed
85v Der stand für den schutz
86r Hie ist der schutz versetzt
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Von hier an sind die Fechter nicht mehr in Harnisch gezeichnet, es wird aber nachwie vor Harnischkampf behandelt.
86v Der ander schutz versetzt
87r Daz anlouffen nach dem schutz
87v Der morttschlag ist versetzt
88r Daz brendschürn
88v Daz schwert nymen
89r uß dem morttschlag den gurgelstoß
89v Das lemen
90r Der ruggen wurff
90v Die versatzung zer ryssen und daz antlut stossen 91r Der hallß Schlag
91v ain ander stuck
92r Stuck und bruch
92v Daz under werffen uß den brend schürn
93r und daz selbig end am letsten
93v Hie dancket er got [Mair: und hat groß noth] Da lyt er tod
Fechten zu Pferd
94r Daz tragent in die fryheit hin weg inß grab / Daz got alle gelöbig selen hab amen
94v Daz anryten zu den vynden
95r Daz versetzen im schärmitzlen
95v Daz schiessen an der flucht 96r Daz armbrost und swert bruchen nach dem schutz
96v Daz glen bruchen halb und gantz
97r Der stich uß versatzunge
Kampf (Schwäbisch)
97v Der erst anlouff mit schilt und schwert nach schwäpschen Siten
98r Dau suchen hinder schilt
98v Der drit und gurgel stich
99r Daz hinder treten und hertz stich volbringen
Kampf (Fränkisch)
99v Hie ist der kampf uff dem kolben gericht
100r Der anlauß
100v Daz zwierhen im Schilt
101r und daz ynbinden
Kolophon
101v “Hie Maister Hanns Talhofer”
102r “bedenck dich Recht”
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Darstellung Talhoffers mit Schwert und Buckler sowie seines Wappens. Es ist als bürgerliches Wappen gekennzeichnet durch die Verwendung eines Stechhelms. Wappentiere sind der Johannesadler (wohl wegen Talhoffers Vornamen) und der Markuslöwe (weswegen Talhoffer auch schon als der Begründer der Marxbrüder vermutet wurde.) Der Wahlspruch scheint das oben angetönte “umsichtige Fechten” als Markenzeichen Talhoffers zu bestätigen. Das Wappen selbst zeigt eine Krone mit zwei darin gekreuzten Schwertern auf schwarzem Schild.
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Zwei weitere Stände zum Gerichtskampf, einer nach schwäbischem Recht (Schwert), der andere nach fränkischem (Kolben).
103v anno domini 1459
Item das buoch ist Maister Hansen Talhoferß und der ist selber gestanden mit sinem lybe biß daz man daz buoch nach im gemalt hat und daz ist gemalet worden uff pfingsten in dem Jar nach der gepurt unsers lieben Herrn Christi Tusent vierhundert und darnach in dem Nün und fünfftzigosten Jar schrib mich Michel Rotwyler für wär
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Dass Thalhoffer selbst Modell für das Fechtbuch stand wird auch in Talhoffer 1467 erwähnt (das buch hatt angeben hans talhoffer und gestanden zu mallen, Tafel 270). Pfingsten im Jahre 1459 fiel auf den 14. Mai.
Bewaffnung
104r Der schlilt hert zuo Dem Kolben –
104v zuom kolben 105r zuo dem schwert
105v zuom schwert
106r zuom schwert
106v lern kolben 107r daz gwand zuo dem schilt und zuo dem Kampf. + talhofferß an tuon
107v zu dem harnasch / och gewapnet / zum langen schilt 108r zuo dem schilt die zwen ?swerthörne zu dem kampf gewapnet
108v die dri degen zu dem kampff 109r Die gwer bruch war zuo man wil
109v Die agsten zu dem kampff
110r dis ist ain agst zu dem kampff legt man zu stichen die agst zu dem kampff
Weitere Kampfstücke
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110v-117r Stechschild, 117v-123v Buckler, 124r-130v zu Pferd, 131r-137v Kriegshammer, 138r-139r Fixieren eines Gegners
119r der recht not stand gen zwainen
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Eine einmalige Darstellung in der Deutschen Schule: Der Fechter führt drei Waffen, in der rechten ein Schwert, in der Linken Buckler zusammen mit Dolch. Fechten mit zwei Klingen kennt man sonst nur aus der Italienischen Schule des 16. Jh. (Rapier und Dolch). Es handelt sich hier um einen “Notstand gegen zwei Angreifer”, während der Bedrohlichere, mit Schwert und Buckler bewaffnete, direkt konfrontiert wird, wird zweite, mit einem Dolch bewaffnete, mit der linken Hand verwundet.
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Die gezeigte Szene illustriert exakt Hugo Wittenwiler (119).
Kryptographie
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Das Fechtbuch endet auf fol 139. Der Rest des Manuskripttextes ist rückläufig, von fol. 150v bis 140v (140r leer).
- 1 2 3 4 5̃ 5̃ 6 7 8 9 // 10 11 12 13 14 15 16 17
- 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31
- 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46
- 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60
- 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75
- 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91
- 92 93 94 95 96 97 98 99 // 100 2000 190 3000 400 500
- 600 700 800 900 1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000 8000
- 9000 10000 20000 30000 40000 50000 60000 70000 80000 90000
- 100000 100000 200000 300000 400000 500000 600000 700000 800000 900000
- 1000000 // 1111111 // 1234567 // 1459 Jar macht mich michel rotwyler für wär
100000 | ||||
10000 | ||||
1000 | • | |||
100 | ••• | •••• | ||
10 | ••• | •••••• | •••• | |
1 | • | ••• | ||
guldin | schilling | haller | öxttlin |
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Hier geht es offensichtlich um Arabische Ziffern und damit verbunden um ein Verständnis des Zehnersystems. Die Tabelle stellte Geldwerte dar, 1 Gulden, 33 Schilling, 360 Heller und 1440 “Öxttlin”. Ein Gulden entsprach tatsächlich 360 Heller, aber 30 (je nach Währung auch 40 oder 24, aber nicht 33) Schilling. Ein “Öxttlin” ist scheinbar ein Viertel-Heller.
-
t sch r k tz f p e s n m l ch i t h s uͦ h d g b a ת ש ר ק צ ף פ ע ס נן מם ל כך י ט ח ז ו ה ד ג ב א
- a א b ב d ד e ע f ף g ג
- h ה i י k כ l ל m ם m מ
- n ן n נ p פ r ר s ז t ט
- v ו tz ץ tz צ
- ch ך ch כ sch ש
- ז s ס s ת t ח h פ f פ ff ש ss
- [min uuilig dinss tzu bur libr ker aich lass vich uuissn ain]
- [uuan mag aisch gesund bin bun den gnadn gatss selbn]
- [aliichn ain ale ziit ain gern bun iin libr here]
- Alleff א bed ב gimel ג daled ד he ה uaf ו sain ז hess ח teß ט iuss י ocumichaff כ slechtechaf ך
- lamed ל ofemem מ pschlossemem ם ocuminun נ slechtinun ן samech ס ein ע
- pe פ ve ף ocumtzadick צ slechtitzadik ץ kuff ק ress ר schin ש taf ת
- [dass uuss uuruug tg mg mn gnt kt rt sstt gr gt dium]
- [aich ain aisst air aim // iar iud iakub iud ierg iegr iunkr]
- Item die alle wegen nyenen denn am lesten ann wortten ץןםך
- אי איטם הנש טלהפר קלש פףליגר מיכיל רוטווילר
- rotwyler michel pflieger clauss talhofer hans Item
- Hie lert der Jud Ebreesch
ֻֻ
-
Ein hebräisches “Abecedarium” inklusive Auflistung der Buchstabennamen und Angabe der Varianten am Wortende (ץןםך). Der folgende deutsche Text in hebräischen Buchstaben ist fast nicht zu entziffern, man glaubt zu erkennen wann mag ich gesund sin bi den gnaden gotts selb, hailig in alle ziit sowie Nennung eines Jud Jakub und eines Jud Jerg Junker. Auf der folgenden Seite versucht unser “Autorenteam” sich darin, die eigenen Namen zu schreiben, neben Talhoffer und dem bereits genannten Schreiber Michel Wetwyler steht noch Claus Pflieger: Es scheint damit plausibel, dass Pflieger der Illustrator der Handschrift ist, hat er doch den das hebräische Alphabet unterrichtenden Juden gleich noch darunter gezeichnet. Die drei Seiten machen den Eindruck einer spontanen Notiz, nicht einer überlegten “Lehre”, und entstanden wohl situativ aus Faszination für dieses Zähl- bzw. Schreibsystem mit “orientalischem Nimbus”.
Planetenbuch
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Eine Lehre von den “Planeten und ihren Kindern” wie sie im ganzen 15. Jh. (und darüber hinaus) sehr populär war (ein bekanntes Beispiel sind die Illustrationen im Wolfegger Hausbuch von ca. 1470).
148v Hie stand geschriben von saturnuß, der da ist alt und kalt, unrain, hässig und nydig: also sind mine kind die under mir geboren werdent.
Saturnuß ist der obrost planet, und der aller untugent haftenst, und der gröst, und ist kalt und drucken, und haißt darumb saturnuß zuo ein gelichnuß, als die römer alle göt by in hetten und sie anbetettend und inen ouch ir oppfer gabent und brächtentz jeglichnem in sinen thempel, der deme in siner are gemachet waß. und die romer hiessent den selben iren got und nannten in Saturnus, daz ist alß vil gespochen alß der höhste. und wenn die romer also sprachent so sass er in dem hohsten tron des himels also dz er sass über ander gött und in allen herr zu gebieten, und darumb so nanten sie in Saturnus als ainen obrost gott. und wenn sie in woltent ettwerumb bitten, so detten sie gar grosse bett an in, und detten daz ein gantz iar, und sprachent daz er uber alle gött erhoher weer, und darumb sollte man in so vil zyteß zimlichen bitten, denn der obrost gott wolten mer zyteß und langer gebettn werden, dan die andnen götte allesampt, und daz waß sin ubermuot, den er in im selber hette, darumb, daz er erhöher no aß uber ander götte, denn wenn in die romer enstlichn anruoffent, so wurden sie von im erhöret, und darumb so solt er mer hoffhart geniessen, wan wir lassent von denn römern, wenn sie in an ruoffent von ettlichen sachen wegen. Daz sie dar nach kum in fünff jaren Erhortt wurdent ettwen in dryssig jaren oder ettwen mynd wanenun der selbe got der under den abgötten der obrost waß, alß die römer sprächent. und der trägost also ist auch der planete genant nach im von einer gelichnuß, wenn under den siben planeten so ist saturnus 148r Der obrost und der höchste in den himeln, und doch der trägost an sinem louff. und derumb so habent ettliche menschen ain tail ir Complexion von Im und sind sanguini und flegmatici, und die sind ameß hohen muotes und sahent vil sachen an und erkünden, noch mügen kein sache ußtrag geben, und wenn sich satturnus zu denen vermischet, die da sind sangwiny, daz machstu darby erkennen, so machet dem sangwiniß ain langß antlüt, und dem flegmaticuß ain sinvels anttlüt. Es ist ouch zu wissn alß vorgesait ist, daz sich dieselben lüte vil sachen under widen und doch keinen usstrag gebent, und sind och hohtrahent und ubermütig lüte und bedunckett sie daz in nyemant gelich sy und vermügent doch nutz für sich selber, und sind arm an zytlichem guote, und die sangwini sind mit ainem langen bartte ader antlüt und tund nit gern gotzdinst, aber die flegmatici sind göttlich an in selber und furdern gern gotzdinst, und darumb so vahent die maister kain ding an zubuwen an den stunden so satturnus rengnirt, dann sie vermamen eß werd kumlichen volbracht, dann ob eß in ainem andern zu angeh aben nemde. Satturnus und sine kind sind gewonlichw rouber und morder und wenn we rengnirt, so ist vynd in alle wege der natture und staub gen Orient und ist ain planet bosser lüte und untugenhaffter, die schwartz und mager sind und türe und ist ain planete, der mannen die nit berte habent und wyß hare, und die ire claider unsuber tragent die kind. 147v Die under satturno geboren werden, sind mit ainer schmale brust und trurig und hörend geren von bosen dingen sagen, und tragen gelich alß unsubere claider alß schöne und vermügen sich sich nit wol mit frowen, und hat doch von nattur alle bösse ding an im Satturnus erfüllet sinen louff in dreyssig Jaren und 400 und 40 tagen und 6 stunden, und von siner höhe wegen so mag man in selten sehen. und dz sind sine zaichen: der stainbock, der wasserman, die sind kalt und trucken an irer nattur, und glichent sich dem melancholicoß an siner nattur.
Hie sagt Juppitter von siner nattur und von sinen kind, wie die garen kinder schriben und lesen und ander künst.
Juppitter ist der ander planet und der ist glückhafftig und tugenthaft warm und frisch und ist ettwey vil träg an sinem louff und höret den zuo die tugent- hafftig sind und ist herre der mannen die da dick bärte hand und werdent nit kal und wenn er also rengniert so gaut es frowen wol sie nit knaben gand und ist guot vor fursten recht suochen der planet ist ge- nant Juppitter zu ain gelichnuß alß die maister sprechent wie ain abgot were den die römer und ander lüt hieltent für ainen got der sie vast gewerte und in ouch vast an ruofftent für ainen hellffer und berantte und versönez wenn so die römer irem got nit sin opfer gab- ant und er zornig ward uber sie so so baten sie den selben got Juppitter mit grossem ernste und andacht und bracht- end im ochsin opfer daz er in werd hüllffe daz sie zu den genaden wider kämen gan dem got der uber sie erzürnt waß und die wyle der göte ainer zornig waß so torften 147r sie kainen got anbeten denn den got Juppiter ud Juppiter ist so vil gesprochen nach römer siten alß am hellffer wann alß die römer sprehen so halff er sinem sune So er besas den abrostten tron in irem himelrich und darum so rufften in die römer an alß einen hellffer und darumb so hat Juppitter sin Complexion und sinen loff mit denen die da haissend Sangwini und so eß den wol gat nach irem willen so hellffent si den iren och vast und ander lüten und mügent sich auch wol vast arbaitten durch der lütten willen und ain mitlyden mit in haben aber bon ubermuot alß si an in selber hand so mügent sie nyemant nutzit getuon man bite sie dann ernstlichen und züe zu so vil liebß hin wider Juppitter jalt auch sinem louff mit denen die da sind und haissend Colerice dann die hellffent ouch den luten und den Iren und tund im doch nit ge- lich und rund ir ding haimlichen und sie mügent ire sachen wol heimlichen und verborgenlichen tragen und sind ouch vast getrew fründ Daz kind dz under dem planetten geboren wirt daz wirt mässig Eere und recht hat eß lieb und hat gern hüpsche claider und waß da wolschmeckt und rein ist daz hat eß gern un der hant Es wirt och barmhertzig und frölich und Juppitter hat die zaichen der sonnen den schützen und den vische Juppitter erfüllet och sinen loff in fünff jaren und fünff tagen
Hie sagt Mars von siner artt, die er an Im hat mit sinem siten, stryttig und hässig und wissent dennocht nit warumb, oder gen wiem eß ist. 146v Mars ist der dritt planet und ist haiss und trucke ungluckhaftig und böß und dennocht milt und mässig in sinem louff und ain planet zornig lütte und die geken kroegent und roübent und kal sind und hand krauß haar und des wenig und under dem planeten ist guot in stritt gan stele rouben und brennen und die lut wunden vond ist darumb marß genant von den wysen maister zu ainem gelich- nusse alß marß von den unglöbigen waß genent ain gotte deß strytteß und wann die römer wolltent streitten so ruofften sie marß an und brachten im opffer in sinem tempel und fuortten in och mit inen in daz velde da sie dann stritten wolten und alß die maister sprechent darumb so haisset er marß dann so er under den siben planetten rengnirt so müß derselben jarß vil strit und krieg sin und wann nun marß in des sonnen ga- ng gaut so mag man in selten sehen wenn er aber rangniret so sprechent die maister so man in sehe ob dem sonne So bedüte eß grosse niderlegung under dem adel alß daz fursten und herrn ouch ritter und knecht desselben jarß nit sollent kriegen dann sie lägen danider aber die buren hand guot kriegen denn alle ding gand vast nach irem willen und darumb die kinde die dann empfangen werden so marß rengn- irt die werdent vast strittig lüte und hand die natur nit mit den die da haissent Sangwiny dann die sind gar stritbar und verherend doch dick und vil an irem stritten wenn man in aber sicht under dem sonne so so hat er etliche natur it denen die da haissent melancholici die sind still schwigent stritter und gelingt 146r In wol an irem kriegen und des Jarß so er rengnirt So rengnirt gewonlich ain steren der da haisset Cometa und welich lande er gesehen wirt in dem selben lande wird on zwyfel grosse turung und und hunger dann man mag in nit in allen land gesehen wann er ist nider an den himelen und nach by der mone also daz der monen schatten in umb git Darumb man in wol gesehen mag denn so der sonne ist in dem zaichin daz da haisset Cantz oder löwo und wolcheß jar er rengnirt so ist der sonn und die mon des jarß gern bresthaftig Wölcher under dem planeten geboren wirt der wirt ront mit ettlicher vinsternuß alß die an der sonnen brun werden und wirt ouch untugenthafftig kriegisch und machet geren unfrid under den lüten und hat under den xii zaichen den wider und den Scorppion und ir Complexion und natur und marß erfüllet sinen louff in funffhundert und dryssif tagen
Jch Sonne sag euch in kurtzer frist, daz min schin über alle planetten ist. min uff gang gyt des tages schin, und min under gange zaiger die sterne fain. und macho den menschen schön und wolgemuot, daz sonst kain ander planete duot.
DEr Sonne ist der vird planett und ist haiss und trucken und ist lusteklich ain eynfliessendes liecht allen dem daz da lept uff erde Er ist ain planet Schön und lesteklich und erlychtet den menschen sin 145v anttlüt und ouch den luten mit allen Ernern ge dencken und den mit Erbern lüten wol ist der Sonne ist ain kungklicher sterne und ain leycht und ouge diser welt und er schinet surch sich selber und erluschtet die andern stern alle und ist under den siben planetten der mihest und zertailt die zit und sinen louff erfuller er in ainem ganzen Jare er machet ouch den menschen wol zu legend an dem libe und daz antlüt machet er im schön und wolgesch- affen mit grossen ougen und mit ainem grossen bart und langes haur und machet den menschen nach der selle von innen glych sinen und machet in nach andrer sachen wyse und daz man in gar lieb haut und macht in künstenrich und listig in allen dingen und nachdem planeten sind genattürt die sangwini dann die selben lüte sind gar begriffenlichen in allen dingen und kunsten und sind aber an göttlichen dingen und artikeln gar zwi- ffelhäftig und sind auch unkunsch und werdent gar lichtillichen erzürnet doch so ist eß und sie bald hin weg daz kinde daz denn da geborn wirt des Jarß so der sonn rengnirt daz wirt flaischhold und ain wysse varbe und mit ain wenig rötte gemischet darumb und nut vil hannß nach der sunnen gelichnusse ud schinet usswendig gar guot und sind doch vast lut nach irem houpte doch maint man daz eß gar wyse lute werden die under dem sonne geboren sind und fröhlich und werdent bosen luten vind der sonne hat under den Siben planeten und under den zwolff zaichen den löwen mit siner Complexion und der nattures und erfüllet sinen louff in einem gantzen umgenden Jare
145r Hie sagt venus von siner nattur und aigenschaft und die under mir geboren werdent die sind nydig und hässig und darzu unkusche
Venus. der planet ist kalt und feucht und gelückhafftig und volbringt iren louff in dryhundert und dry und virtzig tagen Venus ist ain guoter gemainsamer sterne und temperiret marß boßhait und hat ain wolschinende varbe und schinet under dem gestirne dar mitliclichen und ist anzuo sehende alß die sonne und ire kind sind geh und unküsch wenn venn si rengiret so ist fut nüwe claider anlegen Item wenn venuß vor dem sonne gaut so haisset er lutzefer und wann venuß nach dem sonne gaut so haisset venuß vesper venuß machet an dem menschen ain schön person und ouch mit grossen ougen alß der sonner anschinende ist und machet den menschen mit der sele wyt- schwaiffent und an gaistlichen dingen irrig daz sind die dye da haissent Colerici die hand zwyff- elhäfftig sinne und belibent doch nit an Item zwyf fel und darumb so sind sie ussgeschiden von denen die da haissent Sangwini wer darunder geboren wirt der wachset nit zu lang mittelmässig und mit grossen ougen und ougbrawen nach dem sonnen alß vor stant undwirt senfftmütig und wolredent und gar züchtig und zucht sich ouch selber gar adenlichen und rainklichen und höret ouch geren saitenspil und tantzet och gerne der planet hat under den zwollff zaichen den ochsen und den libra daz ist die mit iren natur 144v
Mercurius fürin ist min nattur also betzaichnot min figur mine kind sind hüpschund suptile und waß sie tund daz thund sie in schneller yle
MErcurius der planet temperiret mit siner natur also komet er zu guoten planeten so ist er ouch guot aber by bösen so ist er auch böß mercurius machet den menschen herlichen an der person und machet den menschen schön doch mit lutzer haarß und wyß nach der sele und suptil und hat och wyshait gat lieb und ist aineß gute siten und ander guten rede gar wolredent doch nit vil und guotes raateß und gewinnet vil fründe Mercurius gaut dem sonne nach und hat ainem schin den man gar selten sicht dann er ist dem sonne gar nsch die under mercurius geboren werden die gewinnend gross zene und sind wyser rede by den lüten und pleich un der varbe und studirend geren und sind still lüte und suptil und stant geren vil an in und hand nit alß boß- hait an in selber Mercurius erfullet sinen louff in dreyundert und achtunddryssig tagen Daz sind die melancholici volbringt ir ding haimlicher und rengnirt mit der Junckfrowen und mit dem zwiling under den zwölff zaichen die an den himeln stand
Hie sagt die mon von iren naturen die sind menge- laye sitenes und spricht mine kind nyemant gern undertänig sind und min figerur nymat allen planetten ire Natur und kain vester wanckel müttige ist denn ich selber zuo diser frist
144r DJe planete die mone Jst die nidorst planet und ist kalt und fücht und auch tugendhaft und ist herre aller füchten dingen und aller schnellest an Irem louff Dann soe louffet in ainem monat also ferre alß der sunn in ainem gantzen iare und alle die die da böse fuchtikeit an inne hand die selben sind ire kind und aller maist so wirt des manschen plut nach dem mone getemp- erirt und darumb so ist unß gar nütze daz wir wol wissent des moneß ganck und in wolhen zeichen sie gange wo rum eß ost gar forcklichen wen man Ires louffes nit war nympt Dan sie ist der nidrost planet und zuchet der andern planeten nattur un sich ain michel tail und darumb so müssent wir Iren louff baß wissen wann der andern planeten wann sie alleß daz gengnirt daz in unß ist Dey mone machet den menschen wyt schwaiff unso daz er nit mag beliben an ainer statt und machet den menschen under wyle frölich und under trurig also zwayerlay foch day merer tail frölich und machet dem menschen ouch ain krumi nasen und sind füchter natur und haissent flegmatici und sind träg und hand gern ougen also daz ainß grösser ist dann daz ander und luna die mon erfüllet Iren louff alle monat und erlicht die nacht und entlihnet ire liecht von dem sonne und meret und mindert sich von dem sonne also auch hie nach geschriben staut und die kind die sie machet daz werdent gewonlichen knaben und die hand vil gemainsamkait mit den menschen 143v und wenn die man regniret so ist nit guot kain ding anfahen Daz lang weren sol alß bimen und solche ding Dann daz ist ain unstäte zyt und ist unbeliblichen waß zu der zif angehaben wirt und die mne machet den menschen plaich under dem antlüt und mit flecken und machet un böß und unsinnig also daz er böß und zornig wirt Daz ist von Ireß wandelß wegen und daß die mon ist in ainem jeglichen zaichen dritt- halben tag und haut under Ir den kreps –
Von den planeten löffe und irer natur und warumb sie iren ganck habent allhie –
Es ist zu wissent von den siben planeten und von Irer natur daz es got also geordnit haut Der ob dem gestirne ist also wölher planet ainem steren aller nähost gaut von selben steren empfahet er sin natur und sullich stern sind kalter und ettliche nasser nattur ettliche truckner ettlicher haisser nattur die selben naturen zühet der Der mensch von dem gestirne Etliche menschen sind kalt und truckner natur Die selben menschen schwigent garen und die sind ungetrwe menschen Etliche sind kalter und nasser natur die redent vil und sind underträ- genlichen Etliche menschen sind haiss und truckner natur die sind gähmütig und künund hand gern vil wybe und sind doch an der liebe unstätt wölher haisser und truckner natur ist der hat die beste nattur In Im und der ist gern milt und Ergidig und het vast frowen lieb und ist stätt an der liebe 143r und darumb so sagen unß die buoch daz an dem steren den wir haissent marß daz der unlüges pflege wann er ist haisser und kalter natur und trucken dey natturen koment zu der luterkait Die mone ist der aller minst under den sibn plane- ten und louffet aller nähst by der erden Darumb so richtet sich die welt aller maist nach dem mone Cometa ist ain steren der selbe steren erschinet nymer dann so sich daz rich verwandeln wil den stern sol man kiesen oder ansehn Daz er von dem schin der von Im schinet alß der mone unde der steren louffet nit under andern steren Die buoch sagent unß dat eß am liecht sye Daz got mit sinem ge- walt entzündet hab In den lüfften Duch so main- ent ettlich daz eß geren tür werde In wolhem lande er gesehn werd –
Von des sonnen louff wie der louffet durch die zwolff zaichen des himelß tag und nacht
WEr recht wölle wissen des morgen louff der muoss des ersten wissen wie der sonne Durch die zwölff zaichen gang und louffet In ainem Jaure durch alle zaichin und belib in einem jeglichen tage zaichin xxx tage wann eß sind zwollff zaichen Arieß thureß Gemini und die andern etc Die zaichin alle durch loufft die mon in ainem monat und durch louffet also alle zaichin in dryssig tagen und belibet un ainem ieglichen zeichen Druhalben tage und durch den louff diser zaichen So komet die mon zu dem zaichin da der sonn inn ist und wirt dem veraint so haisset denn die mon 142v Inbrünstig wenn da verendet sie iren louff wenn aber die mone schaidet von dem sonne xii gräd Daz geburet an den himeln hymilß vahet sie an zulüchtende und wirt gesehen von den menschen und nympt also ir liecht von dem sonne wann sie alle wegen glich in ainer grössin ist aber wenn sie inbrünstig mit dem sonnen ist So mag man man Ir liecht vor Dem sonnen nit gesehen –
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Aries, Taurus, Gemini heissen unten deutsch wider, stier, zwiling.
Hie sagt es in wölchem zaichen der sonne In ainem ieglichen monat stand und louffe –
In dem Jenner ist der sonne in dem zaichen daz da haisset wasser mon und in dem hornung ist der sonn in dem vische und in dem mertzen so ist er in dem wider in dem apperellen so ist er in dem stier in dem mayen so ist er in dem zwiling in dem höwet so ist er in dem löwen In dem ougsten So ist er in dem Junckfrowen In dem Ersten herbst monat so ist er in der wage In dem andern herbst so ist er in dem scorpion In dem ersten winter monat So ist er in dem schützen in dem letsten monat so ist er in dem stainbock.
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Höwet (Heumonat): Juli; erster Herbstmonat: September, zweiter Herbstmonat: Oktober, erster Wintermonat: November. Der Juni bzw. Krebs ging offenbar vergessen. Im 15. Jh. (vor der Gregorianischen Kalenderreform) begannen die Zeichen etwa 9 Tage früher als heute, also Wassermann statt wie heute am 20. Januar bereits am 11. Januar.
Anatomie
Hie fähet an ain buoch, und daz da saget wie der lyb innwendig gestalt sye.
Item hie an dem ersten von dem hirn. Daz hiern gyt allen gelidern verstantnuß, wenn die funff sinne des menschen ligent darinne verschlossen.
148v Das Hertz
Das hertze gyt allen gelidern werme und pluot, und erneret die sele und behalt daz leben.
Die leber
Die leber git allen gelidern feüchtikait zutrincken, wann sie zücht daz tranck an sich uss dem magen.
Die niern
Daz hirn gyt allen geliden verstanntnuß, und die niern gebent die gepurt, wann die same von allen gelidern in sie komet, und die natur die ain frow zu ainem mann haut, und ain man wider ainer frowen, daz bringt sie an die statt da sich die frucht erhept und da belibet.
Item zway löcher gand in den halß, in daz ain gaut die spyz und daz tranck in den magen, und in daz ander gaut der lufft und der autem zu der lungen.
Nun gaut der autem also in die lungen, wann sie ist alß ain plaß palg ob der lungen dem hertzen daz sie den kalten lufft an sich zühet und die hitze mit dem autem wider heruss zühet. Daz loch hat ain uberlid alß man daz essen und daz trincken an sich zücht, so duot sich daz lid zu, also daz die spyß icht da hin yn fare, dann sie höret in den magen und nit 149r in die lungen. Und wenn der mensch des autemß betarff, so duot sich daz lid uff und dücht den den kalten lufft an sich und zücht ouch wider umb denn haissen lufft her uss, also daz der mensche niht ersticke. Und darumb so ist dem menschen nichtzit schädlicherß zu dem tod, wenn sie pestelentz rengnirt, oder sonst böß fücht nebel oder wetter ist dem böser lufft. Die maister die mainend ouch den den lufft und autem, der von dem menschen komet, besunder siechen menschen, wann eß ist dem menschen nichtzit bessers zu der gesundhait, dann guotten und türren lufft, dann es tött den mensch nichtzit schneller denn bößer lofft, dann ergaut von stund an in alle gelider und verunrainet daz plout und daz hertze inn dem libe.
von dem magen
Der mag ist alß ain koch und glich alß ain hafen, darinn die spyse südet und töwet, und ist also aller gelider ain koch und ain knecht, wann er kochet und berait allen gelidern die spyse vor und in das raichet. Die füchte hat er von dem trincken und die hitze von dem hertzen und daz für ouch von der lebern.
Maister allmonser spricht in dem buoch daz da haisset panthagin, daz ettliche gelider an dem menschen haiß und trucken sind und etliche kalt und fücht an der Nature.
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Allmonser bezieht sich wohl auf Manṣūr ibn Ilyās (“Al-Mansur”), einen Persischen Arzt des späten 14. Jh., Autor einer berühmten Anatomie (tašrīḥi) Panthagin dagegen dürfte sich auf das liber pantegni beziehen, eine Kompilation Hellenistischer und Islamischer Medizin von Constantinus Africanus (11. Jh.). Maister Allmonser ist demnach keineswegs Autor des Buoch Panthagin, sondern wird wohl einfach also grosse orientalische Autorität zum Thema mitgenannt, während die folgenden Inhalte klar in die antike Medizin gehören.
149v Item so sind daz haisse gelider, als daz hertz und die leber und daz miltz und ouch daz flaysch.
Item so sind daz die kalten gelider: Daz sind alle die, die nit pluteß an inen hand, alß daz bain und der magen und die tärme und die plaß: und waß wir essent, daz gaut unß alleß in den magen und südet darinn alß in ainem haffen, und dar nach so nympt der magen die spyß und daz tranck alß vil im dann füget und neret sich darvon, und darnach so truckt er daz übrig vin im uß in ainen tarme, der in den magen gaitt und denn so nympt der tarme ouch sin kost darvon, und trucket dem daz ander ouch in ainem andern tarme, und alß die spyß und daz tranck darin komet, so zühet denn die leber daz tranck an sich mit ainem schwaiß, recht alß ain mangnet, der daz ysen an sich zühet, und alß bald daz tranck in die leber komet, so verwandelt eß sich und wirt zu bluot. Die leber zücht ouch daz edlest pluot an sich und neret sich darvon. Item eß gaut ouch ain grosse auder uß der leber und und alß die ain wenig hin dan komet, so tailt sie sich in zway tail, und die ain gaut uff über sich in die vili der audern, die über alle gelider des menschen gand und neret sich darvon wann daz leben an dem pluot staut, und also duot ouch dem hertzen ain auder mit dem besten bluot, und dar nach so zühet daz die lung des plutes schaum an sich und die 150r galle daz haisse pluot und daz miltz daz aller beste pluot, und dar nach so sänket sich daz pluot in die audern zu den niern und sühet dar nach dadurch und wirt denn zu harne, und darnach so syhet eß durch claine äderlin alß ain schwaiß in die blaßen. Item so haut die plauß zway ding, die sie zusamen trucket, also wann die plaaß vol wird so truckent sie die ding von ain ander von der schweere des harneß, und denn so gaut der harne von dem menschen, und dar nach so trucket sich die plaase wider zuo, daz der harne nit allewegen von dem menschen gaut, und dar nach so gaut die spyse von ainem tarme in den andern, so lang biß des rainen dingß nichsit mer darinn belibt. Darnach so tribet die natur daz übrig von dem menschen, und dar von wird denn der stuolgang.